Heut' hängt der Himmel voll verstimmter Geigen
Müde Schultern tragen Trauer
Keine Kraft
Der Welt die Faust zu zeigen
Der Frust lag lang schon auf der Lauer
Manchmal badet es sich gut in Selbstmitleid
Manchmal zieht es mich in einen Sog voll Traurigkeit
Und dann kommt es nicht mehr auf den guten Grund an
Da war nur ein toter Vogel auf der Autobahn...

(Pe Werner, Trostpflastersteine)

Eigentlich sollten Selbstdarstellungs-Blogs wie dieser ja immer nur gute Nachrichten verbreiten. Erfolge, Innovationen - Motivation für Kunden, Partner und Mitarbeiter sein.

Tut mir leid, in diesen Vorweihnachtstagen kann ich das nicht mehr. Ich fühle seit Monaten eine dunkle Welle über mir zusammenschlagen und habe immer stärker das Gefühl, dass für uns eine wirkliche Zeitenwende hier in Deutschland kommt. Das Jahr 2024 bringt so viele potentielle menschengemachte Katastrophen, dass mir eine positive Aussicht kaum mehr möglich ist.

Der europäische Rechtsruck wird bei den Wahlen in den neuen Ländern und der Europawahl für noch mehr Chaos, Uneinigkeit und Entsolidarisierung der Gesellschaft sorgen, bevor dann Donald Trump den Rest der freien Welt im Handstreich zerschlägt. Und ein Großteil meiner deutschen Mitbürger applaudiert auf der Lokomotive in den Abgrund - "Hurra, endlich wird wieder alles wie früher!"

Dabei kann nichts mehr wie früher werden. Es muss gesagt werden - die Veränderungen durch Klimawandel, Autokraten-Chaos und Kriege sind erst der Vorgeschmack. Wer heute über Flüchtlinge jammert, sollte an heute denken, wenn sich in 10 Jahren Milliarden wegen Wassermangel und zerstörten Böden auf den Weg um die Welt machen. Heute könnte man noch etwas tun, wir aber legen lieber die Hände in den Schoß und träumen vom Gestern.

Wohin das führt sehen wir bei der aktuellen PiSA Studie - 20 Jahre lang hat man die Bildung in guten Zeiten ignoriert und tut es auch heute noch. Achselzuckend sagt unser BW-Waschlappen, es läge an den Eltern, daß die Kinder so schlecht in der Schule sind. Sie würden nicht genug vorlesen. Zynismus pur von einem satten, senilen alten Mann (und ich meine damit vor allem auch die CDU mit ihrem nassforschen Jungspund, der selbst unseren El Senilo Kretschmann noch wie einen geistig jungen Hüpfer aussehen lässt). Unsere Kinder werden vor gigantischen Herausforderungen stehen - sie werden unsere Scheisse wegräumen müssen und wir nehmen ihnen buchstäblich kalt lächelnd und achselzuckend auch noch die Schaufel aus der Hand. Von den Jungen dann im Alter Solidarität zu erwarten muss in deren Ohren wie Hohn klingen - wer hat die Jungen verraten? Die satte Boomer-Gerneration, die egozentrierte Politikerkaste und die Jammer-Alten. Die Bildungsmisere hat vor mehr als 20 Jahren begonnen und unsere Kinder sind für unsere Gesellschaft (ausser als Konsum-Trottel) immer noch nichts wert.

Politisch ist nichts mehr zu erwarten - das System schafft sich dramatisch schnell selbst ab. Die AfD, Trump und Orban sind nur die Geier, die über den modernden Leichnam herfallen. Wenn ich mir unser politisches Personal anschaue, fällt mir immer wieder ein Satz von Volker Pispers ein - sinngemäß sagte er: "Es ist Ihnen allen egal, wer die Sänfte trägt, Hauptsache, man sitzt drin. Auch die Richtung in die die Sänfte getragen wird ist egal".

Mir tun in diesem Winter so viele Menschen leid. Die Palästinenser im Gaza-Streifen, die israelischen Familien nach dem Terror-Angriff, die Millionen geflüchteter Syrer und Afghanen, die die Welt ihrem Schicksal überlässt. Die Armen bei uns, die nur noch mit Hilfe der Tafeln über die Runden kommen, die Menschen im Jemen, vergessen von der Welt. Und meine Kinder, die wir um ihre Zukunft betrügen.

Aber vor allem tun mir die tapferen Ukrainer leid und ich schäme mich für "den Westen"- die Ukrainer stehen vor der bittersten Stunde ihrer Existenz und werden zusehen müssen, wie ihre "Freunde" sich einer nach dem anderen langsam abwenden und sie ihrem Schicksal überlassen, wie jeden, der auf den "Westen" vertraute. Auch die Menschen in Syrien, Afghanistan und den Staaten des arabischen Frühlings mussten durch diese bittere Erfahrung gehen. Die Folgen spüren wir alle - die Flüchtlingszahlen gehen nur runter, wenn wir VOR ORT etwas ändern. Aber wer sollte das tun? Die "Weltgemeinschaft" ? Ein Widerspruch in sich. Die EU? Orban hat erst neue Befehle aus dem Kreml erhalten, die er rücksichtslos umsetzt. Deutschland? Ach je, Deutschland. Wie denn, wer denn, wann denn.

Und wie bei jedem Mal, wenn unsere Organisationen wegen Typen wie Orban versagen, werde ich so unendlich wütend und traurig. Ich wünschte mir, dass unsere Flinten-Ursel den Orban einfach mal in die Nüsse tritt und ihn aus der EU wirft. Ich weiß, dass diese Hoffnung kindisch ist, aber das wäre ein Trostpflasterstein, den ich mit werfen würde.

Euch allen dennoch schöne Tage, einen guten Rutsch und viel Gesundheit,

Heiko.

P.S.: