Das digitale Deppenland

by Volker Weber

Neulich in Belgien:

"Haben Sie WLAN?"
"Na klar. Für alle Gäste natürlich kostenlos."
"Und was muss ich machen, um da rein zu kommen?"

Ungläubiges Staunen. Der Gast weiß nicht, wie WLAN geht.

"Also, Sie gehen in Settings, wählen Wifi, dann den Namen des Hotels."
"Jaja, und dann?"
"Wie, und dann?"

Willkommen in Belgien. Es gibt kein "und dann". Das war's. WLAN auswählen und fertig. Einfach so. Keine Registrierung, kein Schlüssel, kein Voucher, nichts. Einfach WLAN. So wie Wasserhahn oder Steckdose. So schwer kann das doch nicht sein.

Der Gast kommt aus dem digitalen Deppenland. Wo es eine Rechtsfigur gibt, die den Hausbesitzer für Straftaten haftbar macht, die in seinem Haus begangen werden. Nein, nicht Taschendiebstahl. Da muss man den Dieb ermitteln, da reicht der Hausbesitzer nicht. Aber digital, ja, da muss er natürlich haften.

Das Deppenland hat auch eine Auskunftspflicht zur Verwendung von IP-Adressen. Wurde angeschafft für die Verfolgung schwerster Straftäter, also Terroristen und Kinderschänder. Wer sich schämen will, kann ja mal nachforschen, wofür diese Auskünfte tatsächlich erteilt werden. Massenhaft.

Und jetzt legt Siggi Pop einen Entwurf vor, der Deppenland noch depperter macht.

Comments

In der Schweiz musste ich im Hotel das WLAN auswählen und einen Zugangscode eingeben.

In Italien kenne ich es so, dass ich Zimmernummer und Name angeben muss.

In Schweden war im Zug (Arlanda-Express) das WLAN frei und hat funktioniert (bei 200km/h).

In Frankreich ging es im Hotel auch einfach per Auswahl des WLAN.

Natürlich überall ohne Zusatzkosten (im Gegensatz zu allen deutschen Stadthotels, in denen ich zuletzt war).

Oliver Stör, 2015-03-13

In Frankreich und Belgien hatte ich schon öfters Zimmernummer + Nachname als Zugangscode - wohl, um die WLAN-Nutzung auf die Aufenthaltsdauer zu beschränken, wozu die Sache offenbar an das Buchungssystem gekoppelt war.

Haiko Hebig, 2015-03-13

It's not that easy in all venues/hotels in Belgium unfortunately.
But it would be great if this approach would be adopted by everyone.
But welcome to Belgium in any case.
Coming to Engage in beautiful Ghent, March 30-31? (Free wifi of course)

Theo Heselmans, 2015-03-13

Zur Zeit bin ich wieder regelmäßig in Hotels. Die meisten, die ich zuletzt besucht hatte, haben ein offenes WLAN mit Paywall-Seite. Dafür geben sie "Voucher" aus, bei meinen Hotels bisher kostenlos. Die Codes sind Gerätegebunden, man konnte aber mehrere bekommen.

Allen gemeinsam: Die verfügbare Bandbreite ist sehr bescheiden und reicht für Mail und ein wenig Browsen.
Aber grade abends ist z.B. an produktive Remotearbeit über VPN nicht zu denken.

Bin jetzt von Hotels zu airbnb gewechselt, die meisten angebotenen Wohnungen haben Breitband, damit ist das Problem gelöst.

Tobias Hauser, 2015-03-13

War neulich in einem Hotel in Berlin. WLAN gratis. Passwort: 1234567890 ;))

Fritz Iversen, 2015-03-13

Hi.
Auf Malta gibt es sogar Öffentliches WLAN vor Behörden.
Von diesen Behörden. Ohne Anmeldung oder so etwas.

Paul Blau, 2015-03-13

Genial pointiert geschrieben, Volker.

Ingo Seifert, 2015-03-13

Leider nur traurig. insbesondere die Tatsache dass es nur dazu dient den Platzhirschen das Geschäft zu erhalten. Komisch dass gerade vor einen halben Jahr die Telekom aus ihren Tarifen (früher complete-xx jetzt Magenta mobil blabla) die kostenfreie Nutzung der WLan Hotspots rausgenommen hat.

Nan muss sich mal z.B. die baltischen Staaten angucken, dort ist meines Wissens nach die kostenfreie Nutzung von WLan an öffentlichen Plätzen Gesetz.

Roland Dressler, 2015-03-13

Wie passt das eigentlich dazu:

Verkehrsministerium in Berlin stellt WLAN zur freien Verfügung. Keine Registrierung nötig. http://www.rbb-online.de/wirtschaft/beitrag/2015/03/bundesregierung-bringt-wlan-gesetz-auf-den-weg.html

Ole Saalmann, 2015-03-13

Ole, der Verkehrsminister ist ja auch Internetminister. Ob Fahrzeuge oder Bits, ob Strassen oder Kabel, der Dobrindt macht das schon. Das Verkehrsministerium zeigt schonmal, wie's geht. Weil der Verkehrsminister ein echt toller Minister ist. Aber sein Kollege, der Innenminister, wird das mit den offenen WLANs schon verhindern.

Joerg Michael, 2015-03-13

WiFi quality in Belgium hotels scores place 13 worldwide (Germany place 17) according to hotelwifitest.com
True, this says nothing about security. Last year 'Darkhotel' Hackers tried to effect users also in German Hotels. So, indeed hotel security is a real problem Everywhere.

Ludwig Deruyck, 2015-03-15

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