Auf Legerwall

by Volker Weber

Segeln auf offenem Meer macht Landratten Angst, aber nicht dem Segler. Der fürchtet etwas anderes: das Land. Schiffe fühlen sich im Wasser wohl, aber nicht, wenn sie gegen Land stoßen. Ganz blöd ist eine Situation, die man Legerwall nennt.

Mit Legerwall wird die Situation eines Wasserfahrzeuges beschrieben, in der dieses durch Wind, Seegang oder Strömung an eine Küste getrieben wird. Die damit verbundene Gefahr besteht darin, an einer Küste zu stranden, wenn das Boot durch die eigene Motorkraft oder durch Segeln nicht mehr gegen die Naturkräfte ankommt.

Und genau das ist die Situation, in der man sich als stark Übergewichtiger findet. Man wird tief in einen Trichter gepustet, aus dem man kaum mehr rauskreuzen kann. Diäten schaden, Bewegung ist schmerzhaft.

Es gibt nach meiner Erfahrung nur zwei Wege, da wieder rauszukommen:

  1. Anders essen.
  2. Bewegen, auch wenn es schwer (!) fällt.

Nummer 1 habe ich ein paar mal probiert und es hat nie funktioniert. Andere haben damit großen Erfolg. Nummer 2 hat jetzt nachhaltig funktioniert. Und zwar ganz langsam. Wie beim Rauskreuzen aus einer Bucht kann man anfangs nur ganz kleine Schläge machen und man meint nicht voranzukommen. Aber dann geht es immer einfacher, jeder Folgeschlag wird länger und macht mehr Boden gut. Ideal ist, wenn man 1 und 2 kombiniert. Soviel Tugend habe ich nicht.

Es gibt übrigens keine Alternative. Wenn man sich treiben lässt, wird man Schiffbruch erleiden.

Comments

Volle Zustimmung zu den letzten beiden Sätzen.

Hubert Stettner, 2015-08-12

Schöne Metapher! Da ich vorgestern beinahe auf Legerwall geriet (Motor bei Hafeneinfahrt verreckt) noch ein Nachtrag: Man sollte sich für wichtige Entscheidungen nicht allzu viel Zeit lassen. Ich habe noch nie so schnell ein Großsegel oben gehabt, um von der Steinmole wegzukommen...
Grüße von der Ostsee,
Martin

Martin Kautz, 2015-08-12

Ich bin sogar der Meinung dass sich 1. automatisch einstellt wenn man 2. umsetzt. Der Körper entwickelt automatisch das Verlangen nach den Dingen die er benötigt und dass ist meist nicht möglichst salzig und möglichst fettig.

Roland Dressler, 2015-08-13

Martin, die beste Zeit zum Reffen ist wenn man zum ersten Mal an Reffen denkt. ;-)

Roland, nicht automatisch, aber man wird schlauer.

Volker Weber, 2015-08-13

Das Beste, was ich seit langem zu diesem Thema gelesen habe. Schoenes Bild, endgueltig erklaerte Sachlage. Und in ein paar Tagen besorge ich mir einen elliptical trainer, wie letztens gelesen an dieser Stelle.

Juergen Heinrich, 2015-08-14

Jap. Ist wohl leider so. Darum reicher ich jetzt auch mein Low-Carb (seit Ende Mai) an mit CouchTo5K.

Mal sehen, wie lange ich das durchhalte bzw. wie weit ich komme. Wie oft muss man was wiederholen, bis aus einem Vorsatz eine Gewohnheit geworden ist? :-)

Ach, und meinen SBF sollte ich auch mal wieder reaktivieren bzw. nutzen. Stimmt.

Daniel Tietze, 2015-08-14

Ich würde sagen mit hundert Tagen bist Du auf der sicheren Seite.

Volker Weber, 2015-08-14

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