AVM auf der CeBIT

by Volker Weber

Sketch

Es gibt nicht mehr so viele Neuigkeiten, die mich zur CeBIT ziehen. Im Wesentlichen sind es die Menschen, die ich treffen will. Heise ist in Hannover und so treffe ich wenigstens einmal im Jahr meine Kollegen, die ich sehr gut leiden mag. Und dann gibt es überall gute Gespräche. Dabei sind es nicht nur die Menschen, die ich eh schon kenne, sondern auch mal neue. So konnte ich dieses Jahr endlich mal den interessanten Siegfried Lautenbacher kennenlernen oder Leute treffen, die ich schon lange über Social Media kenne, wie etwa Anna-Lena Müller.

Wenn ich sage, es gibt nicht so viele neue Produkte, dann gibt es auch eine Ausnahme von der Regel. AVM aus Berlin stellt jedes Jahr die neuen Produkte des Jahres vor und erklärt auch die Weiterentwicklungen. Mit der Fritz!Box 7580 habe ich schon eins der Spitzenmodelle im Einsatz, aber AVM legt noch weiter vor. Die 7590 hat wieder das klassische Pult-Design und nicht das von mir bevorzugte aufrechte Box-in-Box. Während die 7580 nur an reinen DSL-Anschlüssen oder an digitalen WAN-Ports arbeitet, kann die 7590 schlicht alles von Analog bis VDSL mit Super-Vectoring und 300 mbit/s. Die USB-Ports werden vier mal schneller und da der UVP unter dem der 7580 liegt, steht der Sieger sozusagen fest.

Was mir bei AVM besonders gefällt, sind die Softwareupdates. Das sorgt für mehr Sicherheit, aber es bringt auch immer wieder neue Funktionen zu Geräten, die ja schon längst verkauft wurden. Ich fühle mich sehr zu Herstellern hingezogen, die ihre Produkte weiterpflegen, wenn sie schon im Markt sind. Bei Fritz!Box ist es das Fritz!OS, das immer wieder neue Funktionen bringt. Meine 7580 kann etwa Band Steering, d.h. sie schiebt WLAN Clients ins 5 GHz-Band, wo es Sinn macht. Kurz vor der CeBIT erhielt ich eine Pressemitteilung, in der AVM von Mesh-Komfort sprach, ein Begriff, der mich stutzig machte. Macht AVM nun ein WLAN-Mesh, im dem sich Repeater kaskadieren? Auf der CeBIT konnten wir das ausgiebig diskturieren. Die kurze Antwortet lautet "nein". Die lange Antwort lautet, dass AVM daran arbeitet, die eigenen Geräte stärker zu vernetzen. So stellt man alles an der Fritz!Box ein und die Repeater und anderen Geräte werden mit dem gleichen Profil befeuert. Zentrale Updates, eine Gesamtsicht über alle Geräte mit einer verbesserten Autokanal-Auswahl, das alles lässt die AVM-Geräte wie eins erscheinen. Diese Gesamtsicht auf das Netzwerk bieten auch Mesh-WLANs. Mit welcher Technologie man die Geräte verbindet, sei es Powerline, Ethernet, WLAN, kann dem Anwender schließlich egal sein. Warum spricht AVM nun von Mesh-Komfort? Weil viele Mesh-WLAN-Anbieter so tun, als ob sie was ganz neues entdeckt haben, was AVM schon lange bietet.

Wo ich gar nicht mit AVM zufrieden bin, ist die fehlende Offenheit bei der Heimautomation. AVM weiß das, weil ich das seit Jahren anspreche, aber AVM signalisiert mir auch, dass ich der Einzige bin, der danach immer fragt. Ich möchte zum Beispiel eine Integration in IFTTT, damit ich eine Lampe schalten kann, wenn die Arlo-Kamera Bewegung sieht. Ich kann das schon, weil ich WeMo-Schaltdosen habe, aber ich würde das gerne mit AVM-Dosen machen können. Vielleicht hilft es, wenn auch andere Leute mal diese Fragen bei AVM stellen. Ich bin davon überzeugt, dass Heim-Automatisierung nur funktionieren wird, wenn die vielen Insellösungen miteinander kooperieren. Standards wären perfekt, aber das zeichnet sich nicht ab, wenn Apple Homekit machen will und AVM sagt, die Fritz!Box kann das alles.

Als ich den AVM-Stand verließ, fragte mich jemand, wann Sonos denn nun endlich Alexa unterstützt. Ich habe die Frage umgedreht: Wann unterstützt Fritz Alexa? [Nucki fällt raus]

Comments

Zur 7590: was ich so lese, fehlt da aber DECT. Damit kann sie kein Nachfolger sein und auch nicht das Spitzenmodell, nur eine Alternative.

Mesh WLAN sehe ich persönlich schon noch ein wenig weiter als das, was AVM bietet. Vor allem selbstkonfigurierend und -optimierend. Im Idealfall mit separatem datenlink zwischen den AP.

Bei AVM fehlt mir:
bandstearing am repeater
Crossbandrepeating an der FB als repeater
Loadbalancing am repeater für Traffic der ETH Schnittstelle
Repeater an repeater voll funktional wäre schon,
Serverbased client roaming
Radius Authentifizierung
Das ist echt nichts halbes und nichts ganzes zur Zeit. Box alleine ziemlich gut, wenn das WLAN größer wird, wird es schnell dürftig.

Non WLAN related:
Passing IPv6 prefix an dyndns geht nicht
DHCP Adress Reservation ist dürftig, Adressen werden nicht freigegeben. Freigegebene können nicht neu vergeben werden.

Aber klatschen um DECT Switch zu schalten ist drin....Das ist kinderkram.
AVM hat was WLAN angeht noch einen weiten Weg und auf nicht mehr es denn Eindruck, sie verzetteln sich ein wenig.

Stephan Bieker, 2017-03-22

"Zur 7590: was ich so lese, fehlt da aber DECT"

Ach Gottchen, wer sowas schreibt, der ist schon im ersten Satz raus. Natürlich kann die 7590 DECT, das steht sogar im Hochglanzteil. Klicken Sie mal durch und lesen Sie weiter.

Bandsteering am Repeater kommt natürlich, Radius natürlich nicht. Das ist ein Heimgerät und kein Enterprise-ich-bau-jetz-mal-50-APs-auf. Kennen Sie jemand, der zu Hause einen Radius-Server hat? Und wenn ja, hatte der schon mal Sex in seinem Leben?

Volker Weber, 2017-03-22

Die 7590 ist ein Hammer. Die will ich haben!
Ich habe heute auch eine "IoT/Smart Home" Frage gestellt, bzw. meine Visitenkarte hinterlassen. Ich bin gespannt, ob sich jemand vom Produktmanagement bei mir meldet....;-)

viktor kostic, 2017-03-22

Zum einen waren wir schon mal beim duzen. Nur wegen einer abweichenden Meinung muss man nicht mit dem siezen anfangen, das wirkt ein bisschen überheblich finde ich.

Das mit der DECT Basis habe ich tatsächlich übersehen, ich habe mich schon echt gewundert, wo diese Box ohne DECT denn positioniert werden sollte. Damit ist das dann ja klar.

Zum bandstearing für die Repeater bekommt man als Endanwender keine Aussage. Da bist du halt in einer privilegierten Position. Schön, wenn es kommt. Noch besser wäre es, man wüsste, für welche Geräte konkret oder ob überhaupt für existierende oder nur für neue Produkte.

Ich will ja auch keinen Radius Server in der Fritzbox, ich möchte nur die Möglichkeit, gegen einen zu authentifizieren. Und ich finde, das ist weniger eine Frage der Anzahl der APs als vielmehr eine der Anzahl der clients. Und so ungewöhnlich ist das ja nun auch beim Endanwender nicht. Viele Leute nutzen eine Synology oder qnap, da ist der Aufwand dann eher gering und der Nutzen gross. Und wenn ich da alleine bei mir mittlerweile an die 30clients zähle glaube ich nicht, dass das so ungewöhnlich ist. Ganz viele Router auch aus dem Heimsegment können das, was soll daran schlimm sein, wenn es die Option gibt. Ab einer bestimmten Größe spart das ja sogar Arbeit.

Die 7580 ist bisher nur in homöopathischen Dosen erhältlich, schauen wir mal, wie die Zukunft aussieht.

Und es gibt einfach Setups, die nicht gut funktionieren. Ich hatte zum Beispiel große Probleme beim Betrieb einer Bridge mittels repeater, wo einer als lan-brücke und ein anderer als repeater auf den ersten konfiguriert war und daran eine FB als ip-client. Da kommt die Hauptbox ins straucheln mit der sauberen Zuordnung und sperrt ständig intern einzelne Adressen. Dieser Ansatz mit dem alles an einem Platz scheint mir da verbesserungsfähig.
Komischerweise funktioniert es einwandfrei, wenn der Repeater nicht auf eine separate lan-brücke repeated sondern auf die Hauptbox. Um dich zu zitieren, es ist nicht fertig bis es fertig ist.

Ich schätze deine Meinung, aber sie ist nicht die allein gültige.

Stephan Bieker, 2017-03-23

Alles wieder gut? Würde mich freuen.

Ja, die 7580 ist schwer zu kriegen und laut AVM ändert sich das, weil sie die Kapazitäten erhöht haben. Da die 7590 schon im Mai kommt, stellt sich allerdings die Frage, ob man dann nicht gleich an der Spitze bleibt.

Ich sehe diese Fritzboxen selten in so komplizierten Setups. Ursprünglich hatte ich die Box mal im Keller und dann im Haus verteilt einzelne Access Points für WLAN und DECT. Dann habe ich umgestellt, Fritzbox in die Mitte, Repeater für WLAN und DECT darüber und darunter. Die Repeater kann ich per Ethernet erreichen. Das funktioniert soweit ziemlich perfekt, mit Updates von der Fritzbox aus. Und wenn man da Storage ans USB hängt, dann bleibt das auch einfacher als noch eine Synology.

So eine reine Fritz-Landschaft ist nicht so selten. Sicher wird mancher bei Aldi mal schnell Repeater im Angebot kaufen, aber das rächt sich auf die Dauer. Die werden einfach nicht weiterentwickelt und fügen sich nicht so gut ein. Beispiel Gastnetz. Das übernimmt ein Fritz-Repeater halt von der Box, aktuell nur, wenn man die WPS-Tasten drückt. Die klare Message von AVM ist, dass sie das integrieren wollen. Mit einer Gesamtsicht auf das Netz kann man zum Beispiel besser die WLAN-Kanäle einstellen. Ein Repeater unter dem Dach sieht sicher andere Netze als eine Fritzbox im EG.

Ich finde eben nicht, dass AVM sich da verzettelt. Würden sie mit Radius und anderen externen Komponenten anfangen, dann würden sie damit nur ganz wenige Leute erreichen. Wenn sie aber auf Komfort setzen, also alles in der FB selbst einstellen, dann erreichen sie damit ganz viele.

Volker Weber, 2017-03-23

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