Zehn Fragen, auf die ich keine Antworten habe

by Volker Weber

Irgendwie war ich die letzten Tage etwas nachdenklich. So viele Fragen, so wenig Antworten.

  1. Warum kriegt ein Fahrzeug nicht bei jedem Werkstattaufenthalt eine neue Software verpasst, wenn sich so unsere Atemluft verbessern lässt?
  2. Warum wollen wir jetzt auf einmal wieder deutlich mehr CO2 rauspusten, in dem wir mehr Benziner statt Diesel kaufen?
  3. Wieso verbrennen wir wieder Holz im Kamin, ohne jede Abgasreinigung, obwohl das jede Menge Feinstaub generiert?
  4. Warum rüsten wir fossile Energie verbrennende Heizungen nicht auf Wärmepumpen um, statt bei den Fahrzeugen anzusetzen?
  5. Wieso verlangen wir von Facebook, sich an deutsche Gesetze zu halten, verdammen aber Apple, wenn sie sich an chinesische halten?
  6. Warum verschwinden in Tiefgaragen immer mehr kleine Kombis und werden durch schwere Muttipanzer ersetzt?
  7. Warum lassen sich so viele meiner Freunde täglich vor den Trump'schen Aufmerksamkeitskarren spannen?
  8. Wieso posten pubertierende Mädchen so viele Altersweisheiten?
  9. Warum glauben alle, es gäbe nur drei brauchbare Elektro-Mobile?
  10. Warum hat Deutschland so einen hohen Exportüberschuss, wo die deutsche Industrie doch von Vollidioten regiert wird?

Comments

#10:
a) Mittelstand - die können sich Unsinn nicht leisten
b) Ingenieure mit Rückgrad (ja die gibt es)

Stephan Wissel, 2017-08-03

das ernnert mich an einen Klassiker ;-)
https://youtu.be/E2ZglYvUfbA?t=5m5s

Arnd Layer, 2017-08-03

@4:
Zum einen ist die Heizlast der überwiegend alten Gebäude grundsätzlich so groß, dass eine entsprechende Wärmepumpe sehr teuer ist.
Ferner arbeiten Wärmepumpen mit viel geringeren Temperaturen im Vergleich zu herkömmlichen Heizungen, das heisst die vorhandenen Heizflächen sind nicht ausreichend groß. Üblicherweise funktionieren Wärmepumpen daher nur mit Fußbodenheizungen, da diese ebenfalls auf niedrige Temperaturen abgestimmt sind - diese widerum lassen sich aber auch nur mit erheblichen (Kosten-)Aufwand nachrüsten.
Schlussendlich sind Luft-Wärmepumpen nicht sonderlich effizient, insbesondere dann wenn man sie braucht, nämlich wenn es kalt ist - aber den Platz und das Geld für Sondenbohrungen für eine Sole-Wärmepumpe haben die wenigsten Häuslebesitzer.

Meine grundsätzliche Frage im Diesel-Zusammenhang:
Wenn doch propagiert wird, dass die Updates keinerlei Nachteile für den Kunden haben (Spritverbrauch und Motorhaltbarkeit bleiben gleich), gleichzeitig aber die Abgaswerte gesenkt werden: warum wurde diese Software nicht direkt verwendet?

Markus Jabs, 2017-08-03

@6
weil es eben wohl Panzer sein mussen, damit eher die Möglichkeit geben ist, das behütete Kind wenigsten über die Treppe bis vors Klassenzimmer zu fahren, das geht mit dem kleinen Kombi nicht.

Wolfram Votteler, 2017-08-03

@Markus - Diesel: weil da auch daneben noch der Faktor Leistung existiert - und die Leistung wird dann wohl nach dem Update geringer ausfallen ... leistungsschwächere Autos verkaufen sich bei den Zielgruppen wohl in Folge auch wieder schlechter ;-)

Anton Seissl, 2017-08-03

Hätte da noch eine: Wieso bauen wir ausgerechnet jetzt neue Gaspipelines (bei uns z.B., 'Monaco') mit der Begründung, der Atomausstieg erfordere neue Ersatzkraftwerke?

Wolfgang Miedl, 2017-08-03

Anton, das liegt eher daran, dass das Geld kostet: hier Harnstoff.

Die gleiche Frage bei Kohlekraftwerken. Warum wird in amerikanischen Kohlekraftwerken Quecksilber aus dem Abgas gefiltert, bei deutschen aber nicht? Antwort siehe oben.

Volker Weber, 2017-08-03

AdBlue kostet bei Amazon je nach Gebinde 1 bis 3 Euro pro Liter, was je nach Angabe für 1.000 bis 1.500 Kilometer reichen soll. Wir liegen also irgendwo zwischen 6,7 und 30 Cent pro 100 km. Mir ist unklar, warum das ein relevanter Kostenfaktor sein soll.

Robert Dahlem, 2017-08-03

Robert, das wäre die nächste Frage, zu der ich keine Antwort habe.

Volker Weber, 2017-08-03

Sehr gute Fragen, besonders die auf Klima bezogenen.

- Das Diesel-Thema ist der Aufmerksamkeits-Ökonomie geschuldet. Ohne die Klagen in den USA wäre da gar nix passiert. Unsere Regierung würde das sicher lieber unter den Teppich kehren.

- Da ist so viel politischer Sprengstoff drin - zu dumm dass wir weder eine Opposition noch einen Wahlkampf haben.

Frank Köhntopp, 2017-08-03

ad 7.: Vielleicht, weil der Mann die Codes zum Abschießen der US-Atomraketen hat?

Thomas Cloer, 2017-08-03

#6 Sitzhöhe der Kinder. Bisher wurde mir von Müttern eigentlich immer die angenehme Höhe zum Antüdeln der Kinder als wesentlicher USP genannt. Gleiches gilt für den Kofferraum, in dem zwar die Ladekante höher ist, aber auch die Interaktionshöhe, wenn dort Taschen ein/ausgeräumt und andere Dinge sortiert werden.

Kosten AdBlue: sind das nicht die "geschönten" Reichweiten eines AdBlue-Liters? In einem frühen Artikel zum Thema habe ich mal gelesen, dass man größere Tanks nur schwer integrieren konnte und der notwendige Verbrauch von AdBlue die Bereitschaft des deutschen Autofahrer zum regelmäßigen Nachfüllen (z.B. beim Tanken) überschritt. Man befürchtete also Absatzrückgang, wenn man dem Kunden das aufbürdet.
Aus meiner Sicht eine reine Marketingfrage, denn Powerchargernutzer sind ja z.B. auch erfolgreich indoktriniert, dass der halbstündige Aufenthalt als Lebensbereicherung wahrgenommen wird.

Das hätte man mit AdBlue-Nachfüllen sicherlich auch hinbekommen ;)

Dirk Moeller, 2017-08-03

Sitzhöhe der Kinder? Das ist lustig.

Volker Weber, 2017-08-03

Was ich an der Diesel Geschichte am schlimmsten finde ist das man tatsächlich darüber nachdenkt, den Wert von Dieselfahrzeugen durch Fahrverbote stark zu mindern.
Das trifft vor allem Leute die viel fahren müssen und meistens auch nicht direkt ein neues Auto anschaffen können.
Im Endeffekt trifft es die Verbraucher aber das hat ja schon fast Tradition bei Energiethemen in Deutschland.

Wenn die deutsche Autoindustrie clever ist, subventioniert sie jedem frustrierten Diesel Fahrer ein E-Auto. Mit der gehobenen Nachfrage kommen dann auch wieder die Skaleneffekte.

Patrick Bohr, 2017-08-03

Zum Thema AdBlue Tanken: hier in der Schweiz gibts mittlerweile eine Tankstellenkette, die dem grössten (weil einzigen) Agrar-Konzern gehört. Die meisten Bauern/Landwirte sind seine Kunden und Lieferanten. Und der hat doch tatsächlich begonnen, seine Tankstellen mit AdBlue Zapfsäulen auszurüsten! Traktoren saufen auch AdBlue, nicht wenig sogar.
Dauert vergleichsweise viel weniger lang, als wenn ich zur Garage meines Vertrauens (sic!, VW Konzern) tüdeln müsste und mich dort befüllen lasse. Weniger kosten tut es auch noch: nicht signifikant, aber die Zeitersparnis ist natürlich gross.

chris frei, 2017-08-03

@1 Weil DE mehrheitlich konservativ geprägt ist und die Meinung (never change a r... system) sehr tief verankert ist. Zudem stellt jeder Zeitaufwand auch einen Kostenpunkt dar. Bisher war die Verschmutzungsprobleme ja nur ganz wenigen Personen (übrigens seit ca. 2011) bekannt. Und das waren alles keine Konzernentscheider...
@2 Nö, will ich nicht. Ich hoffe es findet allmählich ein Umdecken statt!
@3 Tja, fehlende Regulierung!? Aber bitte nicht verwechseln mit dem bereits zigtausendmal diskutierten Thema: Feinstaub != Stickstoffdioxid!

Nico Prenzel, 2017-08-03

@9 Naja, wegen einer gewissen Desinformation der Bevölkerung (Vergleiche Aufkommen der E-Auto-Werbung mit Verbrennerwerbung) und dem fehlenden Bewusstsein, dass eine Veränderung wirklich notwendig ist. (siehe @1).

Nico Prenzel, 2017-08-03

...Sehr oft verläuft mein Gespräch dann mit Verbrennerfahrern so in etwa:
Verpennerfahrer: "Das E-Auto ist aber nix für mich, denn ich muss tatsächlich <5 mal im Jahr weitere Strecken mit dem Fahrzeug zurücklegen".
Ich: "Naja, und wie wäre es denn mit einer Umstellung eures Zweitwagens. Der legt doch sicherlich nicht die gleiche Strecke zurück?"
Verpennerfahrer: "{E-Auto zu teuer}, {Strom wird zu 100% aus Kohle erzeugt}, {Batterie ist nach einem Jahr defekt}, {es gibt in DE doch nur 13 Ladestationen}, blablablabla"
Resümee: Eine Veränderung ist bei den allermeisten Personen nicht gewollt, da Veränderungen Ängste hervorrufen!

Nico Prenzel, 2017-08-03

Deine Wortwahl legt noch ein weiteres Kommunikationsproblem nahe. ;-)

Volker Weber, 2017-08-03

Das ist dann deine Beurteilung...
Du hast gefragt und ich hab dir gerne geantwortet. Meine Darlegung hat wohl dazu geführt, dass dir das Thema auch aus einem ganz anderen Standpunkt dargelegt wurde. Die typische Reflexhaltung in DE ist eben: "warum soll ich etwas verändern?... sollen die andereren doch bitte zuerst was ändern!". Das mit dieser Haltung jedoch die kommenden Veränderungen verp... (meinetwegen auch verschlafen) werden und somit ganze Industrien auf's Spiel gesetzt werden und damit auch unser aller "Wohlstand" (unnötigerweise) in Gefahr gebracht wird...
Ich bin der Meinung, dass man da leider schon etwas deutlicher werden muss!

Nico Prenzel, 2017-08-03

Überzeugen ist einfacher, wenn man Leute emotional mitnimmt. Deutlich sein schadet nur.

Volker Weber, 2017-08-03

Sind Fahrverbote, Dieselgipfel und Softwareupdates nun deutlich oder emotional?

Samuel Orsenne, 2017-08-03

Manchmal kommt mir die Diskussion über das Thema so vor, als ob "es kann nicht sein, was nicht sein darf"!
@Samuel :-)

Nico Prenzel, 2017-08-03

@Volker wenn Du die Zwerge auf der Rückbank befestigen willst und die eher auf Brust- als Hüfthöhe sind, dann mag das ein USP sein. Ich persönlich bin da überfragt, mein smart hat keine Rückbank.

Dirk Moeller, 2017-08-03

Bestimmt. Aber dafür braucht man kein Zweitonnenmonster sondern eher einen Van mit Schiebetüren. Die gibt es von Berlingo bis Sharan.

Volker Weber, 2017-08-03

Weil Trump die Weltordnung grundlos zerdeppert, die mir bis hierher zumindest halbwegs Halt und Orientierung gegeben hat.

Seit ich denken kann waren die Vereinigten Statten die #1 und haben rückblickend, bei aller berechtigter Kritik, diesen Job auch ganz ordentlich gemacht und die damit verbundene Verantwortung weitgehend sinnvoll genutzt.

Trump schwächt nachhaltig die USA und torpediert die liberalen Demokratien des Westens inkl. der EU, die er zerbrechen sehen will. Mit der von ihm gewollten Schwächung der Nato steigt die Kriegsgefahr in Europa.

Was in den USA gerade passiert sortiert die Verhältnisse neu, nur eben nicht zum besseren.

Es ist eine Katatstrophe. Man kann das nicht kleinreden.

Hanno Zulla, 2017-08-03

OK, ich bin viel zu spät zur Party, aber die Versuchung ist zu groß

#1: Die Frage ist rhetorisch, oder?
#2: Irgendeinen Tod muss man sterben. ;)
#3: Ich passe.
#4: Ich passe.
#5: Aber das sind UNSERE Gesetze. Die sind viel besser als alle anderen.
#6: Ist das wirklich so?
#7: Als Augenzeuge bei einem Autounfall möchte man auch nicht hinsehen, kann sich dann aber doch nicht abwenden.
#8: Halbstarke und Backfische wussten schon immer alles.
#9: Gibt es eines?
#10: Deutschland hat keinen Exportüberschuß, sondern ein Importdefizit aufgrund zu schwacher Inlandsnachfrage.

Oliver Stör, 2017-08-04

Der tatsächliche Verbrauch der schlimmen "Zweitonnenmonster" im Vergleich zum Familienvan - spielt der eigentlich eine Rolle für die Diskussion, oder wird die einfach auf der Basis von "SUVs sind böse" geführt? Mein alter Tiguan hat vor 6 Jahren 6.5L Diesel real verbracht - der Mini Clubman D hat deutlich mehr verbraucht, gleiche Fahrer, gleicher Streckenmix. Dass ein Audi Q5 2.0 TDI mit AdBlue nur dann die versprochenen Abgaswerte erreicht, wenn die Software nun so verändert wird, dass auch unter Realbedingungen überhaupt AdBlue verbraucht wird, ist zwar Betrug, macht das Fahrzeug aber trotz seiner Vorzüge nicht zu einem "Zweitonnenmonster" mit Riesenverbrauch.

Jan Tietze, 2017-08-05

#5 Vielleicht, weil wir Deutschland zu recht für eine Demokratie halten, bei der die Gegensätze von rechtmäßig gewählten Volksvertretern gemacht werden, ganz im Gegensatz zu China?

Stefan Tilkov, 2017-08-05

#6: In meinem Fall lohnt sich der Umstieg auf einen Papa-Panzer (Range Rover Vogue, ja: ein Diesel!) weil Autobauer mich mit ihren entsetzlichen Hochleistungsblendlichtern in Rück-, Brems- und Frontscheinwerfern in der Nacht fast blind machen (siehe auch Bernhard Lachenmayr, Sprecher der Verkehrskommission des Bundesverbandes der Augenärzte). Ich weiss mir keinen Rat, ausser mich höher zu setzen. Für den VW Bully reichte das Geld nicht. Ich fahre zwischen 40k und 100k KM im Jahr, davon viel ausserhalb der Geschäftszeiten.

Armin Roth, 2017-08-18

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