Hund und Mensch
by Volker Weber
Foto Max Bäumle
Als Hundebesitzer muss man mehrmals am Tag raus und spazieren gehen. Das tut Hund und Mensch gut. Dabei trifft man viele Leute. Manche haben Angst vor dem Tier, die meisten freuen sich. Von einer Begegnung will ich erzählen:
Freitags ist ein kleiner Bauernmarkt in Bessungen. Dort gehe ich regelmäßig hin. Frau Brandlinger darf mit, aber sie nervt manchmal, weil es soviel zu entdecken gibt. Deshalb halte ich sie meistens an der kurzen Leine. Vor ein paar Monaten fiel mir eine ältere Dame auf, die den Hund immer anhimmelte. Ich ging zu ihr hin, damit sie ihm begegnen kann. Sie hatte Tränen in den Augen und erzählte mir, dass ihr Tier eingeschläfert wurde. Für die Nicht-Hundebesitzer: Man sieht das von außen nicht, aber Hunde sind Familienmitglieder und manchmal das einzige Familienmitglied, das bleibt. Ich sprach der Frau deshalb gut zu, sich ein neues Tier zu suchen. Dann erzählte sie mir, dass sie ihren Hund abgeben musste, weil sie ins Heim kam. Ich war erschüttert. Woanders schafft man Therapiehunde an, um alte Menschen aus ihrer Depression zu lösen.
Daran musste ich gerade denken, als ich las, dass die Wissenschaftsstadt Darmstadt die Hundesteuer von zunächst 66 auf 92 und nun auf 120 € für das erste Tier erhöht hat. Das soll 120.000 € zusätzlich in den Stadtsäckel bringen und trifft ganz sicher oft die Falschen. Viele alte Menschen sparen sich alles für das Tier vom Mund ab.
Comments
Wenn du dafür Zeit hast, können Frau Brandlinger und du ja eine Rentnergruppe spazieren führen bzw. besuchen
Ich mag Hunde nicht so sehr und will keinen haben.
Aber wer jemandem, der einen Hund halten will und kann, das verwehren oder erschweren will, und nicht dem Menschen ein besserer Freund sein möchte, als der Hund es wäre, ist ein Unmensch.
Sowas bricht mir das Herz.
Aber die 120k werden vielleicht dringend für eine neue Mautsäule gebraucht.
... oder einen Blitzer. Arm.
