Plantronics 8200 UC :: Jetzt fluppt das

by Volker Weber

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Ich muss sagen, ich bin ein bisschen erleichtert. Dieses Headset hatte mich bei der Markteinführung enttäuscht, und das passte gar nicht zu meinen Erfahrungen mit Plantronics. Aber ich wusste damals schon, dass sich Softwareprobleme lösen lassen und dass Plantronics das auch macht. Man kann sich die Software-Historie jedes Headsets anschauen und man sieht, dass die Produkte dauerhaft gepflegt werden. Sowas ist mir wichtig.

Gut ein halbes Jahr und zwei Software Releases später bin ich sehr angetan. Und das hat auch ein bisschen damit zu tun, dass ich mich ausgiebiger mit dem PLT Hub beschäftigt habe, den es für Android und iOS, sowie macOS und Windows gibt. Da waren eine ganze Reihe von Einstellungen drin, die man leicht übersieht. Die für mich wichtigsten waren Firmware Update, HD Voice und Sidetone.

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Was ist Sidetone? Damit stellt man die Lautstärke der Monitorfunktion ein. Monitorfunktion? Ist Euch aufgefallen, dass Bühnenmusiker Kopfhörer tragen? Das dient dazu, dass sie sich selbst hören. Früher standen auf der Bühne Monitor-Lautsprecher direkt vor den Musikern, aber die Headsets sind noch viel besser. Das 8200 nutzt den Sidetone dazu, bei Telefongesprächen den ausgehenden Tonkanal über die Ohrmuscheln wiederzugeben. Damit hört man sich selbst sprechen und zwar nicht nur aus dem eigenen Kopf, sondern so, wie die andere Seite einen hört. Das ist bei geschlossenen Kopfhörern, und noch mehr bei solchen, die Geräusche aus dem Raum aktiv unterdrücken, sehr wichtig. Jeder, der schon mal mit einem geschlossenen Kopfhörer telefoniert hat, kennt dieses Unter-Wasser-Gefühl.

Der ausgehende Tonkanal ist bei Telefongesprächen nicht etwa die gesamte Klangkulisse des Raums, sondern (möglichst) nur das, was man selbst spricht. Den Unterschied hört man, wenn man vom Headset auf das iPhone umschaltet. Das iPhone klingt besser, aber es nimmt auch das Raumecho auf. Das Headset-Signal klingt weniger natürlich, aber dafür ist die Stimme aus dem Hintergrund herausgelöst. Der Unterschied wird nochmal klarer, wenn man die OpenMic-Funktion nutzt. Die schaltet man über einen kleinen Knopf auf der Unterseite der rechten Ohrmuschel ein. Dann wird das Außensignal nach innen verstärt, sozusagen das Gegenteil der Geräuschunterdrückung. So hört man Ansagen im Bahnhof oder im Flugzeug die Frage "Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?". OpenMic ist creepy. Jeder nimmt an, dass man mit den dicken Kopfhörern nichts hören kann, dabei hört man beinahe besser als ohne.

Wie man oben im ersten Bild sehen kann, sind die Seiten des Headsets mit einem dicken L oder R in den Hörmuscheln angezeigt. Das ist nicht nur wichtig, weil links und rechts unterschiedliche Bedienelemente sind, sondern auch, weil die beiden Mikrofone links und rechts die Stimme "vorne" haben wollen. Dreht man das Headset um, dann schlägt die (ausgehende) Geräuschunterdrückung zu und man ist schlecht zu hören.

Apropos Geräuschunterdrückung: Darunter versteht man allgemein, dass man selbst vom Lärm abgeschirmt wird. Der Benchmark ist das Bose QC35, das wirklich phänomenal effektiv ist. Die Unterdrückung im Plantronics ist weniger deutlich und ich habe eine Anfrage gestellt, warum das so ist. Beim 8200 gibt es drei Einstellungen, die ich so übersetze: Off, Office, Airplane. Ich hätte gerne noch eine vierte: kein Babygeschrei, keine Businesskapser, keine Kegelclubs.

Die ganzen anderen Settings des Headsets gehe ich mal kurz durch. (Ich benutze die englische Software, weil ich die Übersetzungen unerträglich finde.) Und weil das lang ist, gibt es das in einem eigenen Abschnitt.

Language stellt die Sprache ein, in der das Headset spricht. Also etwa "Battery Level High", "Phone 1 Connected". Answering Call Alert teilt per Stimme mit, wenn man einen Anruf annimmt, Audi Channel Tone erzeugt eine kurze Tonsequenz, wenn der Audiocanal zwischen Headset und PC oder Telefon geöffnet wird. Caller ID sagt den Namen des Anrufers an. Mute Alert teilt per Stimme mit, dass man gerade seine eigene Stimme unterdrückt oder sie wieder freigibt. Das stört Profis in Telefonkonferenzen und deshalb kann man es abschalten, Mute Reminder erinnert einen daran, das Mikro wieder zu öffnen, wenn man anfängt zu sprechen. Auch ein typsischer Fehler bei Telefonkonferenzen. Der Online-Indikator zeigt außen auf dem Headset an, dass man gerade telefoniert.

Second Incoming Call legt fest, was passieren soll, wenn ein zweiter Anruf eingeht. Dazu muss man wissen, dass sich das Headset mit PC und Telefon gleichzeitig verbindet. Telefoniert man etwa per Mobilfunk und gleichzeitig geht ein Skype-Anruf ein, dass klingelt das Headset bei dieser Einstellung genau einmal. Man kann übrigens Status automatisch setzen lassen, sodass man "In a call" anzeigt, wo das geht. Bei Skype und Lync macht das Headset das alleine, bei anderen braucht man dazu den PLT Hub.

Ringtone legt fest, dass das Headset selbst einen Klingelton erzeugt, Sidetone hatten wir, Volume Level Tones sind Töne, die die aktuelle Lautstärke signalisieren, wenn man dran dreht. Headset Sensors sind sehr wichtig, denn sie steuern die Software abhängig davon, ob man das Headset trägt oder nicht. So kann man einen Anruf annehmen, in dem man das Headset aufsetzt oder man kann das Mikrofon stumm schalten, wenn man es absetzt. Auch die Musik- oder Videowiedergabe wird unterbrochen, wenn man das Headset absetzt. Wenn man das einmal hatte, dann will man das nie wieder missen.

Extended Range und HD Voice verkürzen die Batterielaufzeit, weil sie mehr Leistung verbraten. Bei Extended Range kann man sich weiter von seinem PC entfernen, ohne die Verbindung zu verlieren, dafür verhindert es HD Voice. HD Voice verbessert die Sprachqualität, muss aber von der ganzen Kette zwischen Anrufer und Angerufenem zur Verfügung stehen. Beispiel: 8200 an iPhone über T-Mobile zu FritzBox und von da zum DECT Telefon. Geht bei mir meistens. Streaming Audio? Na klar. Will Musik hören.

Anti-Startle ist eine typische Profifunkion. Es gibt Idioten, die beim Anruf an einer Hotline in die Trillerpfeiffe blasen, um dem anderen Schmerzen zu bereiten. Was die Idioten nicht wissen: Das kann man in Software lösen und Plantronics hat das gelöst. Mit Noise Exposure kann man gesetzliche Einschränkungen einhalten, etwa eine Lautstärkebegrenzung auf 80 oder 85 dBA oder einen Begrenzung der täglichen Anrufdauer auf 8, 6, 4 oder 2 Stunden. Und damit man das Ganze auch noch für alle Mitarbeiter pflegen kann, lassen sich sämliche Einstellungen zentral administrieren. So ähnlich wie Mobile Device Management, nur für Headsets.

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Comments

Es wäre extrem nett, wenn Du den kürzlichen Headset-/Mikro-Vergleich (https://vowe.net/archives/016966.html) um das 8200 UC erweitern könntest.

Das 8200 hat keinen Mikrofon-Arm und deshalb interessiert mich, wie es sich zwischen Backbeat Sense und Focus einsortiert. Das Sense konnte hier zum Telefonieren nicht so sehr überzeugen; das Focus hingegen ist wirklich extrem gut. Allerdings stört mich so manches Mal, dass es nicht (genug) von der Außenwelt entkoppelt.

Andreas Braukmann, 2018-03-17

Wenn Du eines mit den vier Stufen gefunden hast, bestell bitte gleich zwei.

Matthias Röder, 2018-03-17

eben mal die App für mein Backbeat Pro 2 geladen. Kann nix außer mir die Knöpfe zu erklären oder mein Headset zu finden. Schade, am Rechner geht mehr, wenn auch nicht so viel wie auf deinem Screenshot

Samuel Orsenne, 2018-03-17

Wie ist der Tragekomfort? Ich schwanke zwischen Bose QC35 II und dem UC 8200.

Das Bose ist schon wahnsinnig komfortabel zu tragen - wie ist das UC 8200 im Vergleich?

Andreas Maiwald, 2018-03-19

Ich vertrage es gut. Und ich würde so entscheiden: nur zum Hören das QC35 und wenn du auch viel damit telefonierst das 8200.

Volker Weber, 2018-03-19

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