Alexa und die Oma

by Volker Weber

Alexa wird von Kindern supergut angenommen. Endlich jemand, der auf's Wort hört. Die Hackordnung wird nach unten erweitert. Bei Erwachsenen ist das schon schwieriger. Keine Zeit für so einen Tinnef. Was aber ist mit Senioren?

Ich kann mir einige Segnungen gut vorstellen. Das Augenlicht wird schlecht, elektronische Geräte sind kompliziert, Sachen werden verlegt. Da kann es schon praktisch sein, einen Wecker mit Sprache einzustellen, das Licht anzumachen ohne aufstehen zu müssen, einen Radiosender zu wählen oder einfach "Alexa, erzähl mir eine Geschichte" zu sagen. Aber nehmen alte Leute so ein Gerät auch an? Ich habe meine Bedenken.

Hat das jemand von Euch mal praktisch ausprobiert?

Comments

Gute Frage. Habe für meine Eltern darüber nachgedacht, mich aber letztlich dagegen entschieden. Alexa allein mag einfach und unproblematisch zu benutzen sein. Nur ist der Nutzen allein äußerst beschränkt. Ohne die steuerbare Infrastruktur dahinter, kommen die ganzen Möglichkeiten nicht zum Tragen. D. h. dass ich Haus meiner Eltern zuerst einmal mit der Hausautomatisierung beginnen müsste - schaltbare Steckdosen und Beleuchtungen gibt es bisher nicht. Der Aufwand ist hoch, der Nutzen gering und die Akzeptanz noch geringer. Solche Systeme sind auch anfällig für gelegentliche Störungen und Eigenheiten ... das kommt bei den Senioren gar nicht gut an. Für die Musiksteuerung gilt das gleich: ein Internetradio für die geliebten Sender musste sein, aber bitte mit CD. Da ist Schluss für Alexa. Der Weg zu mehr Komfort und Sicherheit ist eben weiter als die 39 Euro für den Echo Dot. Übrigens: Mein Vater (79) nutzt mit Begeisterung ein iPad zum Surfen, Mailen, Hörbücher hören ... fast ohne Probleme. Von Siri hat er noch wie was gehört ...

Tobias Vogel, 2018-05-18

Wir leben zusammen mit einer 98jährigen Seniorin wo man immer auf Zuruf zur Verfügung stehen muss. Derzeitig erfolgt die Kommunikation über Internruf an Fritztelefonen, was - trotz großer Schwerhörigkeit - ganz gut klappt. Darüberhinaus macht sich die Seniorin aus dem Erdgeschoss über Klopfzeichen (Altbau) bemerkbar um kleinere Dienste zu initialisieren (Essen bringen, Frühstücksbrot zubereiten, sowas).

Hatte mal kurz dran gedacht ihr einen Echo hinzustellen um ihr mit dem Ding einen zusätzlichen Kanal zur Verfügung zu stellen, habe es aber sehr schnell wieder verworfen da es die Dinge eher verkomplizieren würde.

Ich kann mit neuer Technik bei ihr immer dann durchdringen wenn es einen ansonsten unerreichbaren Wunsch erfüllt oder eine Erleichterung bietet. Beispiel: TV sehen auf der Terrasse. Biete ich ihr dazu ein iPad an wird es dankend angenommen und die paar nötigen Handgriffe werden gelernt, selbst die nicht ausreichende Lautstärke wird akzeptiert. Ist sie in der nähe ihres Fernsehers wird das Tablet schnell wieder zur Seite gelegt. Gerne angenommen wird ebenfalls die Möglichkeit das Licht per Fernbedienung über eine schaltbare 400MHz Steckdose zu schalten um unnötiges beschwerliches aufstehen und hin- und herlaufen zu minimieren.

Ich denke ähnlich wird es bei jüngeren Senioren sein. Immer wenn ein Brennender Wunsch mit Technik erfüllt werden kann (z. B. Hörbücher vorlesen), ein körperliches Defizit ausgeglichen werden kann, kann man sie erreichen, zum lernen neuer Handgriffe motivieren. Für generisches Zeugs wie ein keines Gerät nach dem Wetter fragen, sich Witze von einer blechern klingenden synthetischen Stimme vortragen lassen vermutlich eher weniger.

Kommt wie so oft auf den Einzelfall an.

Bernd Hofmann, 2018-05-18

Alexa war das Highlight zum 88igsten Geburtstag meines Vaters. Auf seiner Beerdigung erinnerte der Pfarrer in seiner Gedenkrede schmunzelnd an ein Erlebnis, begleitet von Alexa gemeinsam Kirchenlieder angestimmt zu haben. Alexa war auch weiter auf der Feier ein grosses Thema in seinem Freundeskreis. Ich würde daher sagen: Unbedingt seniorentauglich!

Peter Meuser, 2018-05-18

Interessanter Gedanke. Evtl. genauso nützlich wie die Tablets.

Aber in vielen Fällen müsste man ja erstmal die ganze Infrastruktur drumherum schaffen (beginnend beim Internet-Anschluss). Das generiert dann plötzlich ganz andere Dimensionen an Aufwand und Kosten.

Oliver Regelmann, 2018-05-18

Für meinen Vater ist alles, was mit Cloud zu tun hat, ein No-Go. Amazon gilt als Untergang des Abendlandes bzw. Einzelhandels. Insofern hat da ein Gerät von Amazon, das ständig mitlauscht, keine Chance. Außerdem wird das WLAN zum Stromsparen und zur Sicherung gegen WLAN-Einbrecher nur bei Bedarf eingeschaltet. Mein Vater hat aus Skepsis gegenüber der Datensammelei begonnen, auf jedem Windows 10-Computer im Haushalt einen anderen Windows-Account einzurichten. Auch am Smartphone wird das Internet regelmäßig gekappt.

Christian Just, 2018-05-18

Sag Deinem Vater, das reicht nicht. Er muss täglich die SIM wechseln und am besten das Handy samt SIM nach jedem Telefonat vernichten. Wenn schon OpSec, dann richtig.

Volker Weber, 2018-05-18

Danke, Christian und Volker, Lachen tut so was von gut!

Erinnert mich an die Krimiserien, in denen Lösegeldverbrecher die Polizei anrufen und ihr Handy dann nach einmaligem Gebrauch in den Kanal werfen, um nicht geortet zu werden. Christians Vater wird es noch weit bringen.

Jochen Kattoll, 2018-05-18

Vielleicht nicht unbedingt alte Menschen, auf alle Fälle aber eine große Hilfe für bestimmte Krankheiten bzw. Behinderungen.
Siehe z.B. https://myfreehome.de/

Daniel Pape, 2018-05-18

http://www.mcxalexa.de/
Die sind schon auf dem Weg

Stefan Beermann, 2018-05-19

Das kommt einfach auf den einzelnen Menschen an. Es kommt darauf an, ob der Mensch kognitiv in der Lage ist, die Sprachsteuerung zu benutzen (ein schwer dementer Mensch weiss fünf Minuten nach der Erklärung nicht mehr, wie es geht). Und ob er willens ist, mit einer Maschine zu sprechen.
Mein Vater hatte für gut ein halbes Jahr bis zu seinem Tod eine Alexa in seinem Pflegeheim. Das war für ihn eine tolle Sache. Er war schwer bettlägerig und konnte so Radio und Musik hören, wie er wollte - ohne nach jemanden klingeln zu müssen, um das Radio einschalten zu lassen. Ich muss dazu sagen, dass er aber auch insgesamt sehr technik-affin war.
Es gab zwei Probleme: Einmal die Internet-Verbindung. Die meisten Pflegeheime sind noch nicht so weit, dass es LAN/WLAN für die Bewohner gibt. Das ließ sich durch ein freundliches Gespräch mit der Haustechnik aber lösen. Zweites Problem: Alexa kann nicht plattdeutsch. "Alexa, wat is de Klock?" funktioniert nicht. Das hat meinen Vater dann ab und an rasend gemacht (im Moment der Wut ist er dann natürlich nicht auf die Idee gekommen, dass hochdeutsch helfen könnte).

Peter Muchmann, 2018-05-19

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