Computer Kid

by Volker Weber

Eine Freundin will ihrem Sohn einen Computer zum neunten Geburtstag kaufen. Den hat er sich gewünscht. Er kommt jetzt in die vierte Klasse und ist schon groß. Ob ich was empfehlen kann? Nicht so teuer soll er sein. Erst dachte ich an ein Notebook als Leasing-Rückläufer. Aber nur ganz kurz. Mit einem neuen iPad kann er sofort loslegen. Da ist schon alles drin, was er braucht. Und er konnte es schon bedienen, bevor er in den Kindergarten kam.

Comments

Ernsthaft?
Gut - es ist momentan relativ unklar, wie seine Arbeitswelt einmal aussehen wird und ob darin noch Computer/Notebooks vorkommen werden.
Trotzdem spricht meines Erachtens nichts dagegen, dem Kind die Chance zu geben, sich lernend mit einem neuen Gerät (sprich: klassischem Notebook) auseinanderzusetzen.
Ausserdem sehe ich bei einem Notebook eher die Möglichkeit, dass "richtige" Zehn-Finger-Tippen zu lernen, welches später sicher auch noch gebraucht wird.
Und: Wenn es ein anderes Gerät als das bekannte iPad gibt, wird dieses vielleicht "ernsthafter" betrachtet. iPad ist bei uns (also unseren Kindern) hauptsächlich zum Videos gucken und Zocken im Gebrauch.

Cornelia Sander, 2018-06-13

Ja, ernsthaft. Die Alternative ist ein olles Windows. Und das ist definitiv ausgemustert, bevor er damit arbeiten muss. Tastatur kann man extern "anschließen". Und für die richtige Nutzung wird Screen Time sorgen.

Volker Weber, 2018-06-13

Hm, die einzige Alternative zu Windows ist iOS? Was ist mit MacOS?

Nina Wittich, 2018-06-13

Ich kann all eure Argumente gut nachvollziehen. Auch ich bekomme oft solche Fragen gestellt und lande dann auch irgendwie dabei ein iPad zu empfehlen, allerdings mit den von Cornelia dargestellten Bedenken.
Aus meiner Sicht macht die (ernstzunehmende) Randbedingung "es darf nicht so teuer sein" eine Empfehlung wirklich schwierig und muss dann immer an Dich denken, Volker: Nur wer es sich leisten kann, kauft zweimal (einmal billig und im Anschluss dann die gute Lösung).
Was in diesem Fall jedoch die gute Lösung darstellt, muss ein Stück weit jeder selber entscheiden. Ich jedenfalls spreche immer dann keine Empfehlungen mehr aus sofern man in einem Preissegment landet, in dem es keine brauchbaren Lösungen gibt. Falls also den Eltern (und ggf. dem Kind) klar ist - und das ist es in der Regel nicht - welche Möglichkeiten ein iPad im Vergleich zu einem Computer bietet, teile ich Deine Empfehlung. Mein Lieblingsbeispiel ist Swift Playgrounds von Apple. Für mich die beste Umgebung und Art für Kinder (spielerisch) Programmieren zu lernen. Allerdings muss man die Eltern und das Kind darauf stoßen und am besten begleiten, sonst wird das iPad dann doch eher als Spielcompter gesehen...

Markus Dierker, 2018-06-13

Ich finde es doof, ein Ipad zu schenken, wenn er sich einen Computer gewünscht hat.
Auf die spätere Arbeitswelt wird er sich eh noch vorbereiten.

Patrick Bohr, 2018-06-13

Nina, völlig andere Preisklasse. Ein völlig veraltetes MacBook Air kostet bereits das Dreifache.

Markus, das Kind soll mit dem iPad AUCH spielen. Damit geht das wenigstens. Mit einem ollen Stinkpad im Leben nicht.

Patrick, Du bist ja auch nicht mehr neun. :-)

Volker Weber, 2018-06-13

Ich habe meinen Kindern früher auferlegt, vor dem Spielen am Computer erstmal 30 Minuten 10-Finger-Schreibübungen zu machen. In der 10. Klasse hat meine Tochter dann gemerkt, wie langsam alle anderen an der Tastatur sind. Hat sich gelohnt. Allerdings war das in der Zeit, bevor sie ein Smartphone hatten. Am iPad geht das sicher nicht so gut, vielleicht gibt es da aber auch Apps und natürlich eine externe Tastatur. Sohn 1 nutzt sein iPad (Mini) gar nicht mehr, macht alles am Handy oder Referate am Notebook. Sohn 2 nutzt das iPad für Serien und Onleihe (Stadtbücherei). Und die gerade erwachsene Tochter hat das iPad im Wohnzimmer nie interessiert, hatte da schon Smartphone und Notebook. Für 9 Jahre ist ein iPad aber ggf. doch besser, weil es ein guter Einstieg in die digitale Welt ist und er in dem Alter noch kein Smartphone braucht. Kann man auch leicht im Wohnzimmer deponieren und so die Nutzung im Blick behalten.

Christian Just, 2018-06-13

Läuft den Minecraft auf dem iPad? Meines Wissens nicht, und das bei meinem Neffen ab dem 10. Geburtstag das Spiel, das laufen muss.

Nina Wittich, 2018-06-13

Nur ohne Mods, also ohne alles was die Kids damit machen

Christian Just, 2018-06-13

Na dann ist ein iPad wohl keine so langfristige Lösung. Ein schwacher Laptop aus der Erfahrung heraus aber auch nicht. Ich erinnere mich da an ein Weihnachten...

Nina Wittich, 2018-06-13

Du kannst Dich nicht an Charlie, The Stinkpad erinnern. Einfach mal in die Suche eingeben. Ich liebe Stinkpads.

Volker Weber, 2018-06-13

Mein Sohn ist neun und wir haben ihm letztes Jahr ein iPad gekauft. Gute Empfehlung, Volker. Schade nur, dass erst dieses Jahr das „kleine iPad“ mit dem Stift funktioniert. Wenn das Kind gerne malt oder zeichnet auch noch eine gute Ergänzung.

Carsten Caspers, 2018-06-13

Find ich gut. Und zum iPad noch nen Raspi und ne Einführung in VNC und schon hat er für ca. 40€ noch eine große Bastel/Lernwiese ohne dass er beim Experimentieren damit sein „Arbeitspferd“ für Hausaufgaben/Kommunikation lahmlegt.

Benjamin Bock, 2018-06-13

Ja, das ist eine wesentliche Verbesserung im 2018er Modell. Tipp für Dich: Ich habe einen Adonit Pixel, der auch mit dem 2017er in bestimmten Programmen funktioniert:

https://amzn.to/2LNjOTC

Vielleicht hast Du sogar die passende Software wie Goodnotes. Autodesk Sketchbook ist außerdem mittlerweile kostenlos. http://www.adonit.net/jot/pixel/

Sobald der Pixel eingeschaltet ist, funktioniert er überall im iPad. Mit der richtigen Software (s.o.) kann er dann auch Palm Rejection.

Volker Weber, 2018-06-13

Computer für einen Grundschüler ist ein weites Feld. Was will das Kind - Tippen, Zeichnen, Filmen, Surfen, Zocken, Programmieren?

Meine Universalempfehlung ist, einen eigenen Account auf dem Desktop der Eltern einzurichten. Kostet nichts und eigener Login mit eigenem Geheimpasswort ist für jedes Kind eine tolle Sache.

Ich mache einen Programmierkurs für Grundschüler, da benutzen wir Raspberry Pi. Die können alles, nur Internetsurfen macht damit wenig Spaß. Für Wikipedia reicht es aber.

Meine eigenen Kinder (1./3. Klasse) haben stolz ihren eigenen RPi und benutzen ihn zum Schreiben mit LibreOffice, Wikipedia und natürlich für Minecraft Light und Retropie. Aber das lohnt sich alles nur, wenn mind. ein Elternteil ein wenig Nerd ist. Der vermeintlich günstige RPi ist preislich auch ein Etikettenschwindel, denn man braucht ja Tastatur, Maus, Speicherkarte, Netzteil, Kabel und Monitor.

Wenn das Kind sich für Technik und Programmieren begeistert, ist ein Calliope ein tolles Teil. Kann alles, regt zum Basteln any braucht aber einen richtigen Rechner daneben, wobei schon ein RPi bzw der Eltern-Desktop reicht.

Wenn es um reine Anwendung geht, ist das Tablet tatsächlich die beste Wahl.

Hanno Zulla, 2018-06-13

Ja, keine Nerds. Es geht nur um Anwendungen.

Volker Weber, 2018-06-13

Ich finde, das "Schreiben" immer noch eine der wichtigsten Kulturtechniken ist, und vermutlich auch noch lange bleiben wird. Und Kinder (oder muss man bald etwa Kinder*innen sagen? Furchtbar... ) sollten "richtig" schreiben lernen und können. Das geht m.E. nur per Hand, oder eben mit einer vernünftigen "richtigen" Tastatur.
Wenn ich sehe, was meine drei in Schule und Studium schreiben mussten, auch wollten - mit einem Notebook ging und geht das immer noch am besten.
iPad / Tablet gerne auch, aber nicht als Hauptgerät.

Stephan Perthes, 2018-06-13

A propos gute Spiele und spielerisch Programmieren lernen und so, hat jemand hier aus erster Hand Erfahrungen mit Osmo (https://www.playosmo.com/)?

Ragnar Schierholz , 2018-06-13

Stephan, als Klavierspieler könnte man meinen, eine Gitarre habe zu wenig Tasten. Und dann sieht man Jimmy Page bei der Arbeit. https://youtu.be/sarm8rzdY3Y

Vor zwei Jahren habe ich in New York eine junge Frau kennengelernt, die ihre Texte mit dem iPhone schrieb. Ich sprach sie darauf an und sie sagte mir, dass sie ihre Abschlussarbeit auf dem iPhone geschrieben hatte. Ich wollte wissen, warum. Na, weil es schneller und einfacher sei. Konnte ich nicht glauben. Dann haben wir beide einen Artikel aus der New York Times abgeschrieben und sie hat mich zweimal um Längen geschlagen. Einmal beim Schreiben, dann beim Ausdrucken. Wie geht das? Mit Siri Dictation und einem ordentlichen angelernten Wortschatz. Unfassbar, wie schnell man mit Siri sprechen kann. Jedenfalls schneller als mit mir.

Volker Weber, 2018-06-13

Toller Thread. Tolles Video. Danke hierfür vom Vater eines Achtjährigen, der den Leasing-Rückläufer eher auseinanderbauen würde ;-)

Oliver Regelmann, 2018-06-14

Ragnar: Wie üblich im Internet beantworte ich nicht Deine konkrete Frage, habe nämlich keine Erfahrung mit Osmo, schlage lieber was anderes vor und labere Dich unnötig zu. :-)

Osmo sieht mir sehr eingeschränkt aus - man kann damit tolle Sachen machen, wenn man genau innerhalb der vorgegebenen Parameter der Entwickler bleibt, aber sobald man ausbrechen will, wird es uninteressant und liegt in der Ecke.

Wir haben zu Hause Lego Boost, das ist großartig, aber auch so eingeschränkt. Man kann nur das damit machen, was der jeweils vorbereite Lego-Bauplan erlaubt. Freies Bauen war damit nicht so möglich, ab dann braucht man von Enthusiasten entwickelte, unzuverlässige Python-Libraries usw.

Bei meinen Kursen und fürs eigene Kind war bisher Scratch mit großem Abstand das beste Lernwerkzeug. Beim ersten Ausprobieren fand ich es selbst noch eher hässlich und blöd, aber die Kinder brauchen nur ca. 1-2h für die "Starter Karten" https://scratch.mit.edu/info/cards/ und können ab dann selbst kreativ arbeiten und haben fantastische, schnelle Erfolge damit. Grundschüler können damit Spiele wie Pong, Frogger, Mondlandung, etc. in jeweils einer Kursstunde mit Leichtigkeit selber bauen.

Das nächste tolle Teil ist MakeyMakey, das ist eine Platine, die aus einfachen Sensoren an den Computer Maus- und Tastatureingaben sendet. Ziemlich teuer, aber robuste Bastel-Elektronik. Wir haben damit beim Schulfest Alufolie auf den Boden geklebt, als Trittsensoren verbunden und Dance Dance Revolution gebaut. In Google findest Du auch viele Bildbeispiele, wo Kinder mit MakeyMakey einen eigenen Controller für Guitar Hero gebastelt haben.

Abschließend nochmal die Empfehlung für Calliope. Wird mit einer visuellen Programmiersprache wie Scratch benutzt und man kann das gelernte Wissen vom einen gleich beim anderen anwenden.

Hanno Zulla, 2018-06-14

Interessante Diskussion: meine erstes Gefühl war: PC/Laptop gut (so habe ich auch den Zugang zu Computern gefunden), iPad schlecht, da nur Entertainment und Spielen. Screen Time und Swift Playground kannte ich nicht und werde ich mir definitiv mal angucken. Da ich noch mindestens vier Jahre Zeit habe, bis die Kinder in dem Alter sind, werde ich erstmal selber „forschen“;-)
Das ist aber auch das eigentliche Problem: nur wenige meiner Bekannten haben die Medienkompetenz und die Zeit, sich mit den Möglichkeiten der Systeme zu beschäftigen…

Michael Hertlein, 2018-06-14

Ich kann hierzu auch Rat geben. Dank des PC affinen Vaters hatte mein Sohn natürlich immer Zugriff auf einen "echten" PC. Und dieser ist in der Tat fast (!) nicht zu ersetzen. Denn: am Ende wollen die Kinder doch meist zocken. Und zwar online und mit anderen Kindern. Ausnahmen bestätigen die Regel. Nun kann man das ignorieren, dann landet das Kind am Ende bei einer Konsole und dem deutlich schlechteren Stack in Bezug auf Lernen. Das beste Beispiel hierfür ist das bereits genannte Minecraft. Mein Sohn hat damit gut 2,5 Jahre die irrsten Dinger angestellt inkl. des Baus riesiger Häuser (und online mit Kumpels auch ganze Dörfer), dabei wurden dann auch elektrische (Redstone) Schaltungen gebastelt etc. Es war beeindruckend und gerne schaute ich Ihm dabei zu was ihn wiederum anspornte. Am Ende spendierte ich ihm auch einen eigenen Minecraft Server in Azure. Sein PC loser Cousin zockte derweil übrigens Ego Shooter auf der PS4, sein Ipad verstaubt. Klar gibt es Minecraft auch auf Konsolen, aber die Community, die ist eine andere.

Sinn macht das alles am Ende nur bedingt. Aber zumindest kann meiner gut Windows bedienen, ordentlich schreiben, das eine oder andere Mod installieren/anpassen und spielt nicht nur die völlig dämlichen Brutalo Shooter. Bisher gab es noch keinen Bedarf an einer PS4 oder Xbox und das ist gut so.
Meine Empfehlung: eines halbwegs vernünftigen (ggf. Mini) PC, kein Laptop. Mittelmäßige, aber spielefähige Grafikkarte. Zusammen ca. 500€, das sollte man investieren. Der Sohn wünscht sich den PC übrigens nicht ohne Grund.

Roland Dressler, 2018-06-14

Ja, da gibt es viele Entwürfe. Ein Kind, das in zwei Haushalten wohnt, kann mit einem solchen PC (kein Laptop) schlicht gar nichts anfangen. Außerdem ist das ein eher sportlicher und ziemlich fleißiger Typ. Spielekonsole gibt es auch, aber ist kein Magnet.

Ich kennen auch ein anderes, mittlerweile volljähriges Kind, das noch nie was anderes mit einem PC gemacht hat, als 18 Stunden am Tag Egoshooter zu spielen. Und in der selben Familie ein Kind, das null Interesse an solchen Spielen hat.

Das ist übrigens alles kein Drama. iPad kann man spielend wieder zu Geld machen. Oder einfach zurückgeben, falls das Kind das nicht will.

Volker Weber, 2018-06-14

Kommt sicherlich auch darauf an, ob in der Familie ein Sysadmin ist, der die Registry kämmt, wenn sie geschwollen ist. Dann würde ich zu einem gebrauchten Thinkpad T230 raten.
Wer sich den täglichen Herausforderungen mit DLL & Update nicht gewachsen sieht, findet mit iPad und Tastatur eine tolle (ja, teurere) Alternative.
Unterhaltendes Plus: https://www.apple.com/de/swift/playgrounds/

M.

Martin Kautz, 2018-06-18

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