Sieben Tage mit den Beats Studio³

by Volker Weber

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Binnen einer Woche hat sich meine Meinung über Beats komplett geändert. Vor einer Woche war ich der Ansicht, das sind Kopfhörer für Leute mit schlechtem Musikgeschmack. Dann habe ich meine Vorurteile auf die Seite geschoben und mir die Beats Studio³ möglichst unvoreingenommen angehört.

Vereinfacht gesprochen hat Beats drei Generationen von Kopfhörern und zwei Typen. Die dritte Generation sieht aus wie die zweite, hat aber eine andere Elektronik. Apple-Kunden ist der W1-Chip der Airpods bekannt, der für die Bluetooth-Verbindung sorgt. Mit Apple-Geräten stellt sich dadurch ein besonderer Komfort ein, mit anderen Geräten kann man die Beats trotzdem wie jedes andere Bluetooth-Gerät pairen. Innerhalb eines iCloud-Accounts aber muss man die Beats nur einmal bekannt machen. Danach erkennt sie jedes eigene Apple-Gerät, vom Mac, über iPad und iPhone bis zur Apple Watch. Bei Windows oder Android habe ich einfach das Kabel genutzt. Ja, ich habe einen ganzen Stall von Android-Handys und die haben alle noch einen Kopfhörer-Anschluss, sei es das Samsung Galaxy Note 9, das Nokia 7 Plus, sämtliche BlackBerrys, und auch das Motorola One.

In der dritten Generation hat Beats zwei Kopfhörer: Der Beats Solo³ liegt auf den Ohren, der Beats Studio³ umschließt die Ohren und hat zusätzlich eine aktive und adaptive Nebengeräusch­unterdrückung, die Beats Pure ANC nennt. Nach einer Woche und unzähligen Stunden auf den Ohren finde ich die Beats sehr angenehm und klanglich ausgewogen. Sie haben nicht die übertriebenen Bässe, die ihnen nachgesagt werden. Dieses Erbe haben sie abgelegt. Das ANC rauscht leicht, wenn man keine Musik hört, aber das geht sofort verloren, sobald die Musik läuft.

Ich habe die Beats vor allem mit drei Kopfhörern verglichen: Bose QC 35, Marshall Monitor, Plantronics 8200 UC. Diese Kopfhörer habe ich jedem aufgesetzt, den ich greifen konnte. Besonders überrascht hat mich das Urteil eines Liebhaber klassischer Musik. Für den schlugen die Beats sowohl die Bose als auch die Plantronics ganz klar. Noch überraschender war, dass der Marshall Monitor ganz vorne lag. Das ist mein meistgenutzter Kopfhörer, allerdings ist er ungemein aggressiv. Ich habe noch nichts gehört, wo Kashmir derart reinhaut. Aber dem Marshall fehlt das ANC. Noch.

Die Hölle ist zugefroren. vowe hört Beats.

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Comments

Marshall Monitor mit ANC - Wunsch oder "Alex Warning"?

Joachim Bode, 2018-10-05

Extrapolation. Das On-Ear-Modell Marshall Mid gibt es schon mit. https://amzn.to/2QxUZgU

Volker Weber, 2018-10-05

Mir würde es interessieren wie die Beats mit Windows 10 reagieren... ob es brauchbar ist mit Skype oder Teams wäre (nicht mit dem Kabel, aber eher via BT).

Stéphane Grienenberger, 2018-10-05

Nachdem du drüber geschrieben hast habe ich mir die Beats Studio 3 gestern mal beim MM Markt gut eine Stunde angehört und kann dein Urteil soweit bestätigen. Für einen geschlossenen Kopfhörer klingen sie erstaunlich gut.

Die solo 3 die ich bei erscheinen sofort beim Apple Store gekauft hatte waren unerträglich, die habe ich einige Tage später wieder zurückgegeben, die Studio 3 hier sind angenehmer zu tragen und klingen deutlich besser. Die Bose QC35 hatte ich auch mal ein paar Tage, deren ANC ist mir zu aggresiv und die erreichbara Lautstärke zu gering. Klanglich fallen sie m.E. auch etwas ab.

An meinen offenen Sennheiser HD 700 kommen die Studio 3 klanglich natürlich nicht ran, aber der hat ja auch kein Bluetooth und wenn ich den aufsetze und aufdrehe hört das ganze Zimmer mit, deshalb wäre der Beats eine gute Ergänzung und käme zwischen den AirPods (trage ich fast nur wenn ich aktiv unterwegs bin, in Ruhe kitzeln die mir zu sehr in den Ohren und sind eher unangenehm zu tragen) und dem HD 700 für Youtube, Podcasts, easy Listening und sonstige Dinge zum Einsatz.

Allerdings sind mir die Studio 3 mit 260€ doch etwas happig für das gebotene, wenn ich mal ein Angebot unter 200€ finde würde ich wohl eher zugreifen.

Bernd Hofmann, 2018-10-05

Mein Testergebnis ist ähnlich. Die Bose klingen im Vergleich zu den Beats langweiliger und dünner. Allerdings sitzen die QC35 auf meinem dicken Schädel bequemer, daher bin ich mir nun unschlüssig. Irgendwas ist immer...

Oliver Simon, 2018-10-05

Stéphane, das würde ich definitiv NICHT empfehlen. Die Beats taugen nur zum Hören. Wenn Du mit ihnen telefonierst, dann nehmen sie einfach alles aus Deiner Umgebung auf. Für diesen Zweck empfehle ich die Plantronics, die nur Deine Stimme wiedergeben, aber nichts aus der Umgebung. Die können Dir sogar Deine eigene Stimme als einstellbaren Monitor einspielen, damit Du nicht anfängst zu brüllen. Ein weiterer Grund, die Beats nicht für diesen Zweck zu nehmen, dass sie meiner Erfahrung nach kein Multipoint unterstützen. Du kannst sie anders als die Plantronics nicht gleichzeitig mit Deinem Telefon und Deinem Windows PC verbinden. Dazu musst Du jedesmal neu verbinden. Bei Apple-Geräten ist das einfach, bei Windows nicht.

Bernd, wir haben die Hörvergleiche stets ohne ANC gemacht. Das greift nämlich ziemlich in den Klang ein. Plantronics und Bose haben zwei Stufen. Bei der sanfteren Stufe bleibt das normale Klangbild relativ gut erhalten. Bei der stärkeren aber legen die Hersteller ihr eigenens Profil drüber. Bei den Bose fühlst Du Dich wie unter Wasser, bei Plantronics werden die Bässe deutlich verstärkt. Am Anfang dachte ich, dass die 8200 klingen, wie man das von Beats erwartet. Das ist einfach ein sehr dicker Sound. Marshall macht was anderes, was alten Ohren gefällt. Die heben das, was wir als hohe Töne empfinden, also etwa Gitarren oder Geigen stärker an. Da haben wir eher eine Delle. Ich bin gespannt, wie Marshall das ANC löst.

Ein Nebeneffekt des aggressiven ANC ist übrigens auch, dass Du Dich selbst nicht mehr hörst. Also etwa Geräusche aus Deinem Mund, wenn Du einen Snack zu Dir nimmst. Das stört sonst bei geschlossenen Kopfhörern.

Bei Beats kannst Du das ANC-Level nicht einstellen. Das machen die selbst. Du kannst nur an- oder ausschalten. Default ist an, du musst den Einschalter "doppelklicken", um es auszumachen.

Die große Unbekannte in dem Spiel ist für mich der Sony 1000MX3. Der muss noch mehr als Bose drauf haben, aber ich weiß schon, dass ich die Bedienung hassen werde. Ich kann Touch auf den Cans nicht leiden. Gespannt bin ich auf die Microsoft Surface Headphones. Die haben ebenfalls Touch, aber sie haben mechanische Räder für Lautstärke und ANC. Und das wird wahrscheinlich supergut.

Oliver, die Bose habe ich mir immer als besser vorgestellt. Aber sie sind wirklich sehr spitz auf einen Zweck entworfen: Möglichst viel Isolierung von der Außenwelt bei maximalem Komfort. Und das können sie gut.

Volker Weber, 2018-10-05

Was mir bei den AirPods noch fehlt, ist plattform-übergreifendes Multipairing. Was meine ich damit? Die Möglichkeit, sie mit einerseits meinen iOS Geräten und andererseits meinem Windows PC zu pairen und auf den jeweils gerade benötigten Audiostream zu wechseln. Zwischen verschiedenen iOS Geräten geht das ja mit dem W1 Chip und das dürfte hier ja genauso sein. Aber ich würde gern zusätzlich noch meinen Windows PC pairen ohne die iOS Pairings zu verlieren.

Oder bin ich einfach nur zu doof?

Ragnar Schierholz, 2018-10-05

Du bist nicht zu doof. W1 hat kein Bluetooth Multipoint.

Volker Weber, 2018-10-05

Ich bin bereits mit der ersten Sony-Generation (MDR-1000x) klanglich (bisher mit Bose Mark II verglichen), ANC-technisch und vor allem in der Qualitätsanmutung sehr zufrieden. Die Gestensteuerung will ich nicht mehr missen. Volker, was stört Dich am Touch?

Peter Meuser, 2018-10-05

Die Gestensteuerung. Die Plattan 2 hatten das. Für den Plattan 2 Bluetooth sind sie dann auf einen kleinen Joystick gewechselt, den auch meine Marshall Monitor haben. Da gibt es keine zufällige Fehlbedienung.

Volker Weber, 2018-10-05

Nicht zuletzt weil bei vowe auch mal die Hölle zufriert, finde ich deine Einschätzungen so wertvoll. Gute Gelegenheit mal wieder Danke zu sagen!

Joerg Richter, 2018-10-06

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