Die Macht der Gewohnheiten #dontbreakthechain

by Volker Weber

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30. Dezember 2018

Ahmad hat mich gebeten, noch mal was zur Motivation zu schreiben. Das mache ich gerne.

Den größten Teil meines Erwachsenenlebens war ich viel zu dick. Und es war mir egal. Auf Sport hatte ich keine Lust und die amerikanische Devise "why walk when you can ride" war mir nicht fremd. Ich habe mehrere Anläufe gestartet, mein Gewicht drastisch zu vermindern, aber der Erfolg war stets nur vorübergehend. Die schlechten Angewohnheiten waren einfach zu stark. Zu wenig Bewegung, zu viel vom Falschen gegessen. Und wenn Bewegung mühselig wird, dann lässt man es gleich ganz.

Dann kam der Zeitpunkt, an dem ich den Kopf nicht mehr in den Sand gesteckt habe. Bei den meisten Menschen gibt es irgendeinen Event, der einen zur Umkehr zwingt. Mein Vater hörte auf zu rauchen, als das Herz nicht mehr gleichmäßig schlug, und fing an, jeden Mittag eine Runde zu laufen. Zunächst nur gehen, dann richtig laufen. Bei mir war es eine Kleinigkeit. Ich war - faul wie ich war - auf dem CeBIT-Messegelände ein paar hundert Meter vom Pressezentrum zur Halle 2 gefahren, statt die Strecke einfach zu laufen. Beim Aussteigen verknackste ich mir den Fuß und musste sofort nach Hause. Zu dick, zu schwer, zu schwach. Keine CeBIT, sechs Wochen nur humpeln. So konnte das nicht bleiben. Ich brauchte bessere Gewohnheiten.

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13. Januar 2004

Die Erkenntnis kam spät, vermutlich 30 Jahre zu spät. Aber man hat nur ein Leben. Man kann nicht noch mal zurück und alles besser machen. Aber man kann den Kurs ändern und eine andere Richtung einschlagen. Und da ich in hoffentlich guter Weise ein "Influencer" bin, will ich möglichst viele Menschen mitnehmen. Je früher man diese Kurve kriegt, desto besser.

Und wie geht das? Mit einem einfachen psychologischen Trick. Man gewöhnt sich etwas Neues an, in dem man es jeden Tag macht. Und man prägt nur eine neue Gewohnheit auf einmal. In meinem Fall war das: Ich will mehr zu Fuß gehen. Zunächst 4.000 Schritte am Tag, dann 6.500, schließlich 10.000. Damals hatte ich nur einfache Fitnesstracker, die nichts anderes konnten als Schritte zählen. Das macht heute auch jedes Smartphone. Ich habe meinen täglichen Schnitt auf 18.500 hochgetrieben und bin in einem Jahr 7 Millionen Schritte gelaufen. Mehr ging auf Dauer nicht. Dabei habe ich gelernt, dass man bessere Schuhe tragen muss. Für mich sind die Scarpa Zen Pro perfekt. Die haben sich besser bewährt als die Scarpa Mojito, die etwas weniger dick auftreten. Beide gibt es in vielen Farben. Früher habe ich gerne Geox-Schuhe getragen, aber die halten bei so einem Laufprogramm nur drei Monate.

Das war zunächst meine einzige neue Angewohnheit. Jeden Tag laufen. Jeden Tag. Jeden. Tag. Und diese einzige Änderung machte mich ca. 20 kg leichter. Der Unterschied in der Lebensqualität ist gewaltig. Wenn ich in Köln zum Mediapark wollte, bin ich vom Bahnhof nicht mehr mit der S-Bahn bis zum Saturn gefahren, sondern einfach hingelaufen. Statt einen Rollenkoffer zu zerren habe ich mein Gepäck einfach auf die Schulter genommen. Aus Reisen wurden Expeditionen. Dieses Gefühl der Stärke macht unglaublich süchtig. Warum laufe ich, statt zu fahren? Weil ich es kann, und weil ich meine Muskeln gerne spüre. Ein Gefühl, was mir vorher fremd war. Bewegung war lästig, heute ist es Freude.

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22. Februar 2013

Wichtig beim Bilden neuer Angewohnheiten ist, dass man keinen einzigen Tag auslässt. Jeden Tag Zähneputzen ist ein gutes Beispiel. Oder jeden Tag keine Zigarette rauchen. Man nimmt einfach einen Kalender und streicht jeden Tag ab. Wenn man erst mal eine kurze Kette hat, dann will man sie nicht mehr abreißen lassen. #dontbreakthechain. Jeden Tag. Jeden. Tag.

Dann musste ich lernen, dass mein falsches Essen Konsequenzen hatte: Ich hatte eine Insulinresistenz entwickelt. Der Körper produziert zwar Insulin, aber verwertet es nicht mehr richtig. Diabetes. Zu viel Kohlehydrate aufgenommen, zu wenig verbraucht. Es wurde Zeit, eine neue Angewohnheit zu entwickeln. In meinem Fall: Jeden Tag Medikamente einnehmen, die den Blutzucker wieder normalisieren. Macht man das nicht, sind die Folgen schrecklich. Die Medikamente wirken, der Blutzucker stimmt wieder. Das war einfach.

Diese Krankheit hätte ich vermeiden können, wenn ich viel früher den Kurs geändert hätte. Und es wurde Zeit für eine weitere Korrektur: Weniger essen, besser essen. Jeden Tag. Jeden. Tag.

Und schwupps waren wieder 20 kg weg.

(Update 4. Juni 2019: Ich benötige meine Medikamente nicht mehr. HbA1c 5,1 und Blutdruck 128:75. Der Diabetes ist in Remission, der Stoffwechsel gesund. Bedingung: Gesund essen und viel Bewegung. Also meine neuen Angewohnheiten.)

Die Änderung der Essgewohnheiten ist schwieriger als die mit der Bewegung. Sie ist auch schwieriger als etwa mit dem Rauchen aufzuhören. Rauchen kann man sein lassen, Essen nicht. Aber wenn man erfolgreich mit der Bewegung angefangen hat, dann fängt man irgendwann automatisch an, darüber nachzudenken, was man da eigentlich dauernd in den Mund schiebt und ob das zu irgendwas nützlich ist. Und dann lässt man irgendwann den Zucker weg, und den Weizen, und die Nudeln. Und den Reis oder die Kartoffeln braucht man auch nicht, denn unterernährt ist man ja nicht.

So wie ich mich heute bewege und das was ich heute esse, das hätte ich mein ganzes Leben machen sollen. Die ersten 40 Jahre kriegt man geschenkt, den Rest muss man dafür arbeiten.

Es ist niemals zu früh und selten zu spät. Hätte ich vor 5 Jahren keine neuen Gewohnheiten gebildet, dann hätte ich meine Sepsis letztes Jahr nicht so weggesteckt (sagt mein Chirurg).

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30. Dezember 2018 22:33

Die Apple Watch ist nur ein kleines Element in dieser Motivation. Sie erinnert an drei Dinge: Regelmäßig mal aufstehen, mindestens 12 Stunden am Tag. Mindestens 30 Minuten am Tag anstrengen. Und ein selbst gewähltes Kalorienziel täglich aktiv verbrennen. Bei mir sind das 600, die ich mühelos schaffe. 40-mal habe ich es gar mehr als verdoppelt. Aber nur einmal verdreifacht. Würde das häufiger passieren, dann wäre das Ziel nicht ambitioniert genug.

Ich habe eine Theorie, dass sich der Mensch ca. alle 7 Jahre ändert. Kleinkind, Schulkind, Teenager, Student, Job, etc. Mit vowe 9.0 kam bei mir der Upgrade.

Klappt das alles immer perfekt? Nein, ich stecke manchmal immer noch den Kopf in den Sand. Diesen Sommer war ich nicht auf der Waage und habe zu viel Eis gegessen. Mein Internist sagte im September, nachdem er mich ein Jahr nicht gesehen hatte: "Sie haben aber wieder ein bisschen zugenommen." Recht hatte er. Und ich habe wieder eine neue Angewohnheit: Jeden Tag auf die Waage gehen. Jeden Tag. Jeden. Tag. Die Waage schreibt die Daten weg, ich muss sie nicht mal angucken. Und nach zwei Wochen sieht man den Trend. Geht es rauf oder runter. Die gute Nachricht: Die Sommerwampe ist wieder weg.

Ben schrieb mir:

Was ich gelernt habe ist, dass der Anteil an Willenskraft, den man hat, nicht für alles reicht. Das meiste passiert auf „Autopilot“ und wenn man erstmal eine Gewohnheit im Autopiloten installiert hat, dann läuft es viel einfacher.

Das ist überaus wichtig. Nicht alles auf einmal umkrempeln. Nur eine neue Gewohnheit auf einmal. Erst wenn die wirklich sitzt, an die nächste rangehen.

Es sind die schlechten oder die guten Gewohnheiten, die langfristig unser Leben steuern. Und deshalb mache ich jeden Tag meine Ringe voll. Wer meine Probleme nie hatte, der braucht das nicht. Der hat schon bessere Gewohnheiten, als ich je hatte.

Alle anderen sind herzlich eingeladen, mitzumachen. #dontbreakthechain

Comments

So wie Du es beschreibst siehst Du es nicht als Investment sondern sogar als Spaß, aber aus meiner Perspektive frage ich - 18500 Schritte, wieviel Zeit muss man da reinstecken?

Frank Quednau, 2018-12-30

Drei Stunden. Mache ich nicht mehr. Heute sind es nur zwei.

Volker Weber, 2018-12-30

Wir wollen aber bitte nicht Frau Brandlingers Anteil an dieser Reise unterschlagen ;-)

Marc Beckersjuergen, 2018-12-30

Ich habe tatsächlich schon angefangen, bevor Frau Brandlinger dazu kam. Aber ja, Hund hilft. Wenn man genug Zeit hat dafür.

Volker Weber, 2018-12-30

Entschuldigung, ich finde das zweite Foto trotzdem klasse.
Alles über 12.000 Schritte tut weh, ich kann das zumindest für mich nicht empfehlen.
Die Ernährungsempfehlung kommt mir bekannt vor, bei mir kommt auch noch "kein Fleisch" hinzu. Ich kämpfe noch mit mir wie ich damit umgehen soll.

Henning Heinz, 2018-12-30

Leute, die nicht dauernd zwei Koffer mit sich rumschleppen mussten, fanden das "gemütlich". Ich habe kein "kein". Ich verschiebe nur die Mengen.

Volker Weber, 2018-12-30

Toller Beitrag. Don‘t break the chain kann ich nur bestätigen. Mehr als 10k Schritt am Tag auch, Treppen und viel zu Fuss ersparen Ausdauersport. Es ist easy, nicht verkrampft. Mit zusätzlich etwas Krafttraining und weniger carbs bin ich über 10 Jahre 38 kg leichter geworden. Gadgets wie die Apple Watch helfen, ich weiss nicht warum. Die „chain“ zu halten macht mehr Spass als zuvor bei Garmin, Withings, Fitbit, Suunto usw.
Schön wäre, Apple Health Daten auf dem Mac bzw. iPad verabeiten zu können (ohne Zusatzsoftware und komfortabel). Die Daten sind mit der Apple ID verknüpft und könnten somit auf verknüpften Geräten verfügbar gemacht werden. Naja, in sehr kleinen Schritten wird das evtl. mal was. Genauso, wie eine Gewichtsreduzierung ;)

Rainer Hentschel, 2018-12-30

Sehr schön beschrieben Volker! Was die Ernährung betrifft hatte ich bei mir eine Stimme entdeckt. Dieses kleine zarte Stimmchen das im normalen Ernährungsrausch, zwischen Pommes, Dönner und Mayo völlig absäuft... säuselte „oh eine lecker Möhre“ oder „das Stück Fleisch (ohne Panade und Sauce) sieht köstlich aus“ oder auch gerne „schau dort diese Mandeln!“. Schritt für Schritt habe ich gelernt auf diese Stimme zu hören und darauf zu achten wie es meinem Körper dabei geht. Am Anfang habe ich mit erstaunen festgestellt, wieviel man in sich rein schaufeln kann wenn man die Kohlenhydrate weglässt. Mittlerweile bin ich sensibler geworden und konnte auch feststellen wie klar die Gedanken werden und wie unglaublich viel Energie in einem Apfel steckt! Peu à peu brüllt diese Stimme all diese Fertiggericht, Pommes und Burger dieser Welt weg.

Ich war immer der Meinung ein Gourmet zu sein und hatte große Sorge durch eine Ernährungsumstellung ein „Körnchenfr#%?!“ zu werden - heute muss ich feststellen, dass es nichts besseres gibt als Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst in ihrem originärsten Zustand zu geniessen - Medium darf das Fleisch schon sein :)

Das Problematische daran ist, dass unsere Ernährungsmittelindustrie uns diese gesunde Nahrung vorenthält und diese zu finden recht schwierig wird wenn man unterwegs ist - aber hey es gab mal eine Zeit da war die Nahrungsbeschaffung die einzige Beschäftigung des Menschen! Es ist sehr spannend zu analysieren wie stark wir durch die Nahrungsindustrie gesteuert sind: was gut ist und was schlecht ist... am Ende wäre es auch spannend die 3 Mahlzeiten zu hinterfragen... nun ja Eigenptimierungspotential ist noch da, meinen 15km Lauf habe ich hinter mir, also ab ins neue Jahr! In diesem Sinne Euch allen und insbesondere Dir Volker einen glücklichen und gesunden Rutsch ins Neue Jahr!

Claude Lehmann, 2018-12-30

Ich bin noch etwas jünger aber teile trotzdem bereits einige deiner Erfahrungen. Mit dem Rauchen habe ich mit 25 aufgehört, mit dem Essen kann man eben nicht einfach aufhören. Das ist meine große Schwäche und die Schwäche vieler anderer, die einen immer wieder mit hineinziehen. Ich selbst habe davon Abstand genommen, ungesunde Dinge überhaupt schon einzukaufen. Dazu kommt mein Fitbit als günstige Apple Watch Alternative, welches mein Leben veränderte. Sport kann süchtig machen, man muss es nur mal probiert und die Wand des Negativfeedbacks durchbrochen haben. Der erste Tag im Fitnessstudio ist der allerschwerste. Ich hoffe, dass ich die Kurve noch rechtzeitig bekommen habe, ohne unter Spätfolgen leiden zu müssen - aber ich denke es ist nie zu spät Dinge zum Positiven zu ändern. Auch wenn du bereits an Diabetes leidest, wer weiß, was sonst noch alles gekommen wäre. Ich drücke die Daumen und wünsche viel Energie für's neue Jahr.

Gruß
Volker

Volker Gronau, 2018-12-30

Ein Bewegungsziel von 18.500 Schritten täglich ist schon sehr ambitioniert und in einem Angestelltenverhältnis nur schwer zu erreichen - oder mit vielen Kompromissen, wie z.B.:
- im Herbst/Winter vor Arbeitsbeginn in der Dunkelheit loslaufen
- Die Mittagspause zum Spazierengehen statt zur Nahrungsaufnahme mit Kollegen nutzen
- Mit den Öffis statt mit dem Auto fahren um wenigstens je 15 Minuten Fußweg von/zur Wohnung bzw. Büro zu haben

Im ersten Fall ist es nur der innere Schweinehund und ggf. eine Stirnlampe.
Im zweiten Fall wird man mittelfristig zum Einzelkämpfer im Büro, also keine Daueralternative. Außer man schafft es, die Kollegen mit zu animieren.
Der dritte Fall ist besonders in München (mein Wohnort) schwierig, da der MVV bzw. DB regelmäßig mit "Störung auf der Stammstrecke", "Notarzteinsatz auf der Stammstrecke" oder "Weichen-/Stellwerksstörung" überrascht und der Weg ins oder vom Büro einfach dann mal schnell 2 Stunden dauern können.

Ich will nicht meckern, war immer einigermassen sportlich, ziemlich fit und trage seit Jahren ungefähr 5kg zuviel mit mir herum. Weihnachten auch mal 2 kg obendrauf, aber mit der Skitourensaison geht das wieder weg. Mein Fitnessstudio sieht mich im Winter zweimal die Woche, im Sommer der Golfplatz 2-3 mal die Woche (jede Golfrunde = 14.000 Schritte). Wenn die vielen Schweinehunde nicht wären, könnte ich wohl auch die 5kg loswerden ... vielleicht hilft der Neujahrsvorsatz und vowes Initiative. Auf jeden Fall eine gute Sache!

Axel Koerv, 2018-12-30

Toller Non-Techie Artikel! Gleich meinem Sohn gezeigt der aktuell in die Chips/Pommes/etc convenience food ecke ohne Bewegung “abrutscht” = grosse Augen.
Btw. für die Ernährungsbewussten: Wochenmärkte sind euer Freund.

Ingo Harpel, 2018-12-30

Hi Volker,

um das Pensum an Schritten zu schaffen, joggst Du oder gehst Du einfach nur „raus“ und läufst los?

Viele Grüße, Thorsten

Thorsten Eberhardt, 2018-12-30

Axel, 5 kg ist kein Thema. Die habe ich auch noch zu viel. 50 kg zu viel ist Mist.

Sven, wenn es nicht passt, dann passt es nicht. Im Sommer kann ich zum Beispiel nur morgens was leisten. Und deshalb stehe ich da vor sechs Uhr auf und habe mein Programm um sieben Uhr schon durch.

Thorsten, flottes Gehen reicht als Exercise. Wenn Du rennst, dann geht alles viel schneller. Noch mehr zählt übrigens der Crosstrainer, weil Du da noch mehr Deines Körpers anstrengst. Aber ich mag es draußen zu sein. Deshalb haben wir drinnen keine Maschinen.

Volker Weber, 2018-12-30

Was mich am meisten beeindruckt hat ist die Message: es geht nicht ums Abnehmen, sondern darum, dass es Dir besser geht. Mach Dir um die Kilos keinen Kopp, das kommt von alleine. Der Spaß an der Bewegung steht erst mal im Vordergrund, Lebensqualität ist Trumpf. Dann reden wir weiter.

Ich finde, dann kann man viel leichter und ohne Druck anfangen, wie schön! Ich finde, dass ist ein toller Ansatz. Einfach mal machen und gucken, was passiert. Tag für Tag.
Toller Beitrag, ja!

Lorena Quardon, 2018-12-30

Genau! Es geht nicht um die Pfunde, sondern ums bessere Lebensgefühl und Wohlergehen - und um die besseren Gewohnheiten. Letztere hatte mein Altmeister, Mr. John Walker (https://www.fourmilab.ch/hackdiet/) noch nicht in dieser Schärfe auf dem Radar.

Andreas Schleth, 2018-12-30

Vor knapp 10 Jahren hatte ich 20+kg zu viel drauf. Mehr Bewegung und bessere Ernährung haben dann in ca 1 1/2 Jahren zum Erfolg geführt. Ich rate Leuten auch - wie Volker es sagt - die Bewegung in den Alltag zu integrieren. Am Flughafen nie das Rollband nehmen, immer die Treppe und nicht den Fahrstuhl und das Auto stehen lassen wo es nur geht und dann entweder zu Fuß oder mit dem Rad. Bewegung darf kein „Event“ sein. Da kommt ansonsten immer was dazwischen und wenn es der Schweinehund ist.

Bei mir ist es ganz stark der Arbeitsweg, der die Bewegung bringt: 28km (eine Strecke). Zuerst nur ab und zu mit dem Rad. Dann wurde es immer mehr, erst 3000km, dann waren es mal 6500 und dieses Jahr sind es 8500km. Das sind dann 2000kcal Bewegung am Tag.

Die Watch bietet neben der Ermahnung auch ein besseres Feedback, wieviel man eigentlich für ein paar Kalorien tun muss. Mein Gefühl: viele überschätzen massiv ihren Kalorienverbrauch.

Carsten Caspers, 2018-12-30

Carsten, man verschätzt sich doppelt. Erstens, was den Kalorienverbrauch angeht, und zweitens, wieviel man im Autopilot-Pilot eigentlich isst. Um einen einzigen Big Mac zu verfeuern, muss man zwei Stunden gehen. Und ein Big Mac am Tag zu viel macht in zwei Wochen ein Kilogramm Gewichtszunahme aus.

Für Deine Gewichtsabnahme aber musstest Du auf 500 Tage und 20 kg gerechnet täglich nur eine Stunde extra laufen. So bin ich meine ersten 20 kg los geworden.

Volker Weber, 2018-12-31

Für alle die jetzt loslegen - flottes Gehen ist für die Gelenke deutlich besser als joggen. Ja, "da geht alles viel schneller". Eben auch der Gelenkverschleiß, gerade bei viel Übergewicht. Und ich kann nur jedem raten, neben dem Cardiotraining auch Krafttraining und Beweglichkeit zu üben, mit Yoga, Pilates oder ähnlichem. 15 Minuten täglich reichen. Nur laufen und sitzen verkürzt den Bewegungsapparat, da bleiben Rücken- und sonstige Beschwerden nicht aus!

Axel Koerv, 2018-12-31

Axel hat physiologisch recht, aber verlangt psychologisch zu viel. Ich kann nicht mit zwei Sachen auf einmal anfangen. Einfach mehr gehen reicht zunächst aus. Der Mensch ist eine Gehmaschine. Bis vor 150 Jahren sind Menschen eigentlich nur gegangen. Das steckt in unseren Genen noch drin.

Wo Axel absolut recht hat: Vorsicht! Ganz langsam starten. Der Kreislauf kommt schnell in Schwung, die Muskeln langsam, die Gelenke eigentlich gar nicht. Die werden nur durch Gewichtsverlust und mehr Muskelkraft entlastet. Deshalb langsam starten. Das ist kein Sprint, sondern von Anfang an auf ein Jahr ausgelegt. In sechs Wochen "sitzen" die neuen Angewohnheiten und alles fühlt sich schon viel besser an.

Volker Weber, 2018-12-31

Bei mir hat Intervallfasten sehr geholfen. Und zwar die 5:2 Methode. 5 Tage in der Woche normal essen und zwei Tage bei jeweils max. 600 Kal. fasten. Nie zwei Fastentage hintereinander. Damit (und nur damit) habe ich in einem Jahr 7 Kilo verloren. Draußen (mit und ohne Hund) und Treppensteigen habe ich vorher schon gemacht. Das hat aber nur dafür gereicht, das Gewicht zu halten. Durch das Fasten habe ich die Kontrolle über mein Gehirn zurückbekommen. Ich kann jetzt wieder zwischen Hunger und mein-Hirn-will-belohnt-werden (Hedonistischer Hunger) unterscheiden. Das ging vorher nicht mehr und deshalb konnte ich mit Obst und ähnlichem als Energielieferanten zwischendurch nichts anfangen. Als nächsten baue ich mein Leben noch so um, dass auch Sport und Schlaf wieder ausreichend vorkommen. Nochmal minus zehn Kilo wäre gut. Ohne Streß. Ohne Druck.

Robert Kurt, 2018-12-31

Was ist deine Empfehlung für eine Waage mit Anbindung an Apple Health u. Watch? Immer noch Nokia Body+?

Carsten Schwarz, 2019-01-01

Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie und warum es bei mir geklappt hat, aber im Rückblick habe ich zwei Wahrheiten: 1 - Es brauchte einen Auslöser, und 2 - immer nur eine Änderung einführen, und erst, wenn die "sitzt", sich der nächsten Aufgabe widmen. Wobei "Aufgabe" nach Schwere und Last klingt - bei mir ging es immer nur dann, wenn diese Aufgabe sich eben nicht als unendlich schwer und lästig darstellte, sondern einen Gewinn, eine Belohnung bereithielt (wie gesagt: Das sage ich im Rückblick).

Hier meine "Geschichte":
Ich war ein "regelmäßiger Gelegenheitsfußballer", mit Mitte 40 1-2 Mal pro Woche "Vollgas" auf dem Platz geben. Ansonsten: Wenig Bewegung, viel und alles Essen.
Ergebnis: leichtes Übergewicht, irgendwann nicht erkannter, verschleppter Kreuzbandriß.
Nach einem Jahr Diagnose, OP, keine ReHa bekommen.
Ich fing an, 3-4x im der Woche zur Arbeit zur radeln (7,5 km one way).
Nach ein paar Wochen wollte ich nicht mehr ins Auto steigen! Also, Schritt 1: Jeden Tag effektiv 1 h Sport, und ein Hochgefühl vor und nach der Arbeit - Haken dahinter.

Ein Jahr später habe ich mir dann "Volkers" WLAN-Waage gekauft (die von Nokia). Warum? Weiß ich nicht mehr, einfach Interesse.
Anfangs 2x täglich gewogen, jetzt nur noch morgens, immer gleich. Und sofort auf magische Weise Gewicht verlorgen.
Also, Schritt 2: Kontrolle, aber ohne Zwang - Haken dahinter.

Ein paar Woche später dann eine Apple Watch gekauft (Volkers Anregung), damit gespielt, Bewegungsziel auf 800 gelassen, oft gescheitert, aber dann - oh Wunder - manchmal im Haus oder auf der Straße ein paar Meter gelaufen, um den Ring noch zu schließen - trotzdem oft gescheitert. Hmm. Egal, Schritt 3: Bewegungsziel gesetzt und konsequent kontrolliert. Mittlerweile Ziel auf 600 KCal gestetzt (ich schaffe durchschnittlich über 900, aber will auch mal entspannen können, und trotzdem abends belohnt werden mit einem "Feuerring") - und wieder Gewicht verloren. Also, Schritt 3 - Haken dahinter.

So, jetzt kommt das spannende: Ernährung umgestellt - warum? weiß ich nicht. In der Kantine schmecken Kartoffeln, Nudeln und Reis notorisch schlecht. Daher jetzt: Überwiegend "Fleisch und Gemüse" oder "Kleiner Salat und kleine Pommes" - also Schritt 4 - Ernährung geändert (wenig Stärke, wenig Fleisch, viel Gemüse). Wieder: Kein Zwang (Ich esse auch - leider (noch) - löffelweise Nutella).

Alkoholkonsum drastisch reduziert (zufälligerweise fiel das mit dem Neujahr 2018 zusammen. Ich trinke jetzt teilweise wochenlang keine Alkohol (vorher war ich nie mehr als ein paar Stunden trocken). Ich habe einfach kein Bedürfnis mehr nach diesem Trank.
Schritt 5 - trocken.

Ach ja, und jetzt 1x wöchentlich Fußball und 1x wöchentlich Judo mit Dehnübungen - tut gut!

So, das alles zusammen hat gereicht für 10 kg Fettabnahme, tät' ich mal sagen (ich wiege ca. 7 kg weniger, bin aber deutlich sportlicher als früher).
Und mit 52 sprinte ich meinen 10 Jahre jüngeren Kollegen auf dem Fußballplatz mittlerweile locker davon :-)
Und wenn ich die Treppe hoch gehe, macht es Spaß, das Spiel der Oberschenkelmuskeln zu spüren.

Falls Ihr glaubt, ich bin schon fertig: Ich habe noch unendlich viele Ziele: Mehr Dehnübungen machen, Handy weniger nutzen, mehr schlafen, weniger Nutella essen, Familie mitnehmen, Versprechen immer halten. Mal sehen, was als nächstes dran ist.

Friedrich Holstein, 2019-01-02

„Die ersten 40 Jahre kriegt man geschenkt, den Rest muss man dafür arbeiten.“ … muss(te) ich lange darüber nachdenken.

Danke, Volker!

Thomas Wölk, 2019-01-07

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