Jabra Elite 85h :: Der Schlaumeier unter den Headsets

by Volker Weber

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Ich kenne das ganze Bluetooth-Sortiment von Plantronics rauf und runter, aber bei dem direkten Konkurrenten Jabra fehlt mir der Überblick. Das will ich jetzt aufholen und fange mit einem Ausreißer im Programm an, dem Jabra Elite 85h. Der Grund ist, dass ich einige Leute kenne, die damit super zufrieden sind. Das Elite 85h ist ein Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung, der vor allem geeignet ist, konzentriert Musik zu hören, sei es zu Hause oder unterwegs.

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Das Headset kommt in einem sehr stabilen Case aus schwarzem Kunstleder, das mit einem Reisverschluss und einer Trageschlaufe versehen ist. Innen ist das Case von einem weichen Textilband unterteilt, das Platz hat für die mitgelieferten Kabel (USB-A auf USB-C, Audiokabel mit 3,5mm Stecker auf beiden Seiten) und einen Adapter mit zwei Mono-Steckern, wie man manchmal in alten Flugzeugen benötigt. Das erste Aufklappen bereitet eine kleine Überraschung: Wenn man die Ohrmuscheln 90 Grad in Richung der Ohren dreht, schaltet sich das Headset ein. Gegenprobe: Zusammenklappen und es geht wieder aus. Das ist clever. Man muss nie nachdenken, mit welchem Schalter man ausschaltet, und man sieht auf einen Blick, ob es aus oder an ist. Wie ich später entdecken werde, hat es außerdem eine einstellbare Sleep-Funktion, falls man doch mal vergisst, die Ohrmuscheln zu drehen.

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Der Elite 85h kommt mit zwei Buttons und drei Bedienelemente auf der rechten Ohrmuschel aus. Links schaltet man die Soundprofile um, rechts das Mikrofon stumm. Drückt man in die Mitte der rechten Muschel, bedient man Play/Pause oder nimmt Anrufe an bzw. legt auf. Oberhalb und unterhalb fühlt man zwei winzige Nippel. Auf den oberene gedrückt wird es lauter, unten leiser. Ungewöhnlich ist, dass man durch langes Halten einen Track nach vorne (oben) oder hinten (unten) springt. Das muss man sich erst mal trauen. Bei anderen Headsets würde es sehr schnell laut werden.

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Das Headset fühlt sich sehr solide an und sitzt sicher und bequem auf dem Kopf. Ein großer Teil der Flächen, die man berührt, sind mit einem groben Stoff bespannt, der leider Hautschuppen magisch anzieht. Die Ohrpolster sind sehr tief, so dass sie auch Platz für weiter abstehende Ohren haben. Geladen wird das Headset über einen USB-C-Anschluss. Der Akku soll bei eingeschaltetem ANC für 36 Stunden reichen, was ich gerne glaube. Das wird der neue Standard, an dem man sich messen muss. Surface Headphones etwa schaffen nur ein Drittel davon, die Bose NC 700 zwanzig, die Marshall Monitor ANC dreißig Stunden.

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Einmal ausgepackt, aufgesetzt, mit dem iPhone gepaart und schon ging es los. Ich war von Anfang an vom dem Sound recht angetan. Das ANC funktioniert gut. Aber dann habe ich die Jabra Sound+ App installiert und mir ist schlicht das Blech weggeflogen. Die Intelligenz, die in diesem Headset steckt, ist schlicht unglaublich. Und das hängt mit hoher Wahrscheinlichkeit daran, dass Jabra seit 20 Jahren zum dänischen Unternehmen GN gehört, dessen Hearing-Sparte ein führender Anbieter von Hörgeräten ist.

Der zentrale Baustein nennt sich Smart Sound. Mehrmals pro Minute nimmt das Headset ein Sample der Umgebungsgeräusche und ordnet es einem von drei Momenten zu: Commute, In Public, In Private. Bei Commute schaltet es das ANC an, bei In Private dagegen aus. In Public schaltet das Headset auf Durchzug, das heißt, man hört seine Umgebung gut. So kommt man auf der Straße nicht unter die Räder und dennoch wird geschwind das Gedröhne eines vorbeifahrenden Busses vom ANC weggedrückt. So zumindest die Theorie. Ich persönlich mag das lieber selbst regeln und genau das macht die Taste hinter dem linken Ohr.

Die Taste hinter dem rechten Ohr schaltet das Mikrofon stumm. Auch das lässt sich automatisieren, denn wie die Plantronics-Konkurrenz hat das Elite einen Sensor, der erkennt, wenn man das Headset absetzt. Dann kann man Musik anhalten oder das Mikro stumm schalten. Setzt man das Headset wieder auf, geht es weiter.

Zur Anpassung des Klangs hat das Headset einen fünfbändigen Equalizer und sechs voreingestellte Profile. Dazu kann man weitere eigene anlegen und speichern. Für mich ist das Overkill. Ich erwarte, dass der Hersteller diesen Job für mich macht und das Headset gut ausbalanciert. Aber wer will, kann sich hier das Profil schaffen, das ihm am meisten liegt.

Kann das Jabra Elite 85h irgendetwas besser als andere Headsets? Da fallen mir zwei Eigenschaften ein: Der Akku hält sehr lang und das Headset ist gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt. Der Klang ist nicht besser als etwa bei den Surface Headphones. Was ich gar nicht nachvollziehen kann, ist die Werbeaussage von Jabra, das Headset sei besonders gut zum Telefonieren geeignet, weil es sechs der acht Mikrofone nutzt, um die Stimme perfekt rüberzubringen. Das funktioniert bei mir eher unterdurchschnittlich.

Es bleibt ein sehr cleveres Headset mir ordentlicher, aber nicht herausragender Klangqualität und ebensolcher aktiver Geräuschunterdrückung zu einem fairen Preis. Der Listenpreis liegt bei 250 Euro, aktuell wird er für etwa 185 Euro gehandelt.

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