Apple Watch 6 :: Erste Eindrücke

by Volker Weber

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Apple Watch 5 und 6: Welche ist welche? Das kann man mit bloßen Auge nicht sehen. Erst auf der Rückseite erkennt man neue Sensoren und die bestimmen den Anteil von roten Blutkörperchen, an denen Sauerstoff angedockt hat. Dieser Wert wird auch als SpO2 bezeichnet und das übliche Verfahren nennt sich Pulsoxymeter. Vier LED-Cluster leuchten in die Haut, die dazwischenliegenden Sensoren bestimmen die Farbe des Blutes und schließen auf den SpO2-Wert. Besonders genau ist das nicht, und Apple warnt auch davor, von diesen Werten auf die Gesundheit zu schließen. Das ist ungewöhnlich bescheiden für Apple und zeigt, wie schwierig es ist, am Handgelenk statt an der Fingerspitze zu messen.

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Das funktioniert ohnehin nur, wenn man 15 Sekunden ruhig sitzt. Man kann also nicht während einer sportlichen Übung kontrollieren, dass man immer noch gut genug versorgt ist. Wenn man das Schlaftracking von watchOS 7 nutzt, dann misst der Sensor auch während der Nacht im Hintergrund. Auch tagsüber habe ich Werte in Health, die ich nicht durch Aufruf der App bestimmt habe. Und diese Werte streuen weiter als sie es realistischerweise tun sollten. Ich kann mehrmals nacheinander messen und bekomme Werte zwischen 96 und 100 Prozent.

Jede Generation der Apple Watch hatte ihr Highlight. Bei der Series 3 war es (optional) LTE, bei der Series 4 das große Display, bei der Series 5 blieb das Display (optional) immer an. Das waren alles große Sprünge. Da gab es auch weniger sichtbare Features, wie das EKG in Series 4, den Kompass in der Series 5 oder nun in Series 6 der Höhenmesser, der aus fünf verschiedenen Sensoren Daten kombiniert und die Höhe über Normalnull anzeigt, ohne dass man erst den Luftdruck kalibrieren muss. Wer die Komplikation oder den Höhenmesser nicht finden kann: Sie stecken in der optionalen Kompass-App. Und die sagt, der Höhenmesswert sei +-10 Meter zu lesen. Relativ passen die Werte ganz gut. Gehe ich aus dem Keller ins EG und dann noch mal zwei Stockwerke nach oben, dann lese ich 177, 180, 183 und 186 Meter. Aber zehn Minuten später bin ich völlig stillsitzend auf 190 Meter.

Die gute Nachricht: Das ist alles Software. Ein Barometer hatte Apple Watch schon seit der Series 3. Jetzt hat die Uhr mehr Leistung und kann die Werte kontinuierlich berechnen. Die Software aber lässt sich im Feld verbessern.

Series 6 hat ein noch weniger sichtbares Feature: Sie lädt deutlich schneller den Akku auf. Und damit wird es einfacher, die Uhr beinahe 24 Stunden am Tag zu tragen. Apple strebt bei der Uhr eine Laufzeit von 18 Stunden an. Wenn sie länger durchhalten könnte, wie das bei Series 5 und 6 war, dann bringt Apple eher neue Features als die Uhr länger laufen zu lassen. So ist bei Series 6 das Always On Display bis zu 500 Nits hell, während Series 5 nur bis 200 Nits leuchtete. Wichtig ist das "bis zu". Man sieht den Unterschied nur draußen bei Sonnenlicht, wo die Series 6 besser ablesbar ist, wenn sie im Standby ist.

Wer soll sich die Series 6 kaufen? Ganz sicher nicht jemand, der eine Series 5 hat und wahrscheinlich auch niemand, der eine Series 4 hat. Series 3 ist der Grenzfall. Apple verkauft die immer noch als Einsteigermodell und sie ist lediglich halb so schnell wie die aktuelle Series 6. Das ist spürbar. Die 20% Verbesserung gegenüber der Series 5 dagegen fühlt man nicht.

Für mich war die Series 2 erstmals wirklich nutzbar, die Series 3 der große Durchbruch, die 4 dann ein gelungenes Redesign. Mit der Series 5 hat mich Apple total überrascht, denn mit einem Always-On-Display habe ich nicht gerechnet. Series 6 empfinde ich gegenüber Series 5 als einen ähnlich kleinen Sprung wie von iPad Pro 2018 auf iPad Pro 2020. Beide sind ganz tolle Produkte auf höchstem Niveau.

Zwischen Series 3 und Series 6 gibt es noch eine Watch SE, die ich nicht getestet habe. Das ist eine Uhr aus dem Baukasten. Das SIP der Series 5, das Display (ohne Always-On) der Series 4, Höhenmesser und Kompass aus Serie 6, kein SpO2-Sensor, kein EKG, aber die ganzen wichtigen Sicherheitsfeatures wie Sturzerkennung und Warnung bei unregelmäßigem Herzschlag.

Hach, es gibt noch so viel auszuprobieren. Ich mag es, dass Apple das Produkt so behutsam weiterentwickelt. Eine fünf Jahre alte Apple Watch sieht nicht alt aus. Und das sollte sie auch nicht.

Und ich mag die Apple Watch, weil sie mich auf Trab gebracht hat und mich 2017 in letzter Sekunde zum Arzt geschickt hat. Für mich ist sie unverzichtbar und nun gibt es auch noch eine Möglichkeit, eine Apple Watch zu tragen, wenn man kein iPhone hat. Es reicht aus, wenn ein Familienmitglied eins hat. Das probiere ich mit einer der älteren Uhren demnächst mal aus.

Comments

Schöne Review. Ich bin von Series 4 auf 6 umgestiegen und kann bestätigen, dass das Upgrade nicht unbedingt nötig ist :-)

Valentin Woelm, 2020-09-24

Interessante Einschätzung, danke.
Spannend finde ich die preislichen Unterschiede zwischen SE und Series 5. Derzeit liegen die gerade mal 50€ auseinander und dafür tendiere ich doch eher zur Series 5.

Sascha Westphal, 2020-09-25

Ja, das sehe ich auch so. Watch 5 geht vielleicht sogar noch weiter runter, wenn zu viel Lagerbestand draußen ist.

Volker Weber, 2020-09-25

Alles korrekt soweit. Nerds kalkulieren, was eine Neuanschaffung angeht, anders: Wenn die aktuelle Series 4/5 noch Top in Schuss ist, wieviel bekomme ich am Gebrauchtmarkt dafür? Wenn der Erlös nur 100 bis max. 200€ von einer 6er entfernt ist schlägt man zu. Neue Uhr, neues Armband, neue Garantie, neue Features machen diesen Aufpreis für ein Tool das man täglich mehrfach nutzt (Fitness, SmartHome, Musik/Podcasts, etc.) zum Schnäppchen. Meine muss gleich mit dem DHL-Express um die Ecke kommen. Bin schon 1 Woche ohne unterwegs...*seufz*

Bernd Hofmann, 2020-09-25

Wie immer gute Zusammenfassung: Auch mein Resümee derzeit: Ich bin ein Grenzfall ...

Stefan Pfeiffer, 2020-09-28

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