Apple bereitet da was vor
by Volker Weber
Wer sich nur die Keynotes anschaut und runterrasselt, was dort erzählt wird, der verpasst das lange Spiel, das Apple spielt. Das Unternehmen denkt und arbeitet langfristig. Die Apple Watch etwa wurde zunächst belächelt und Punkt für Punkt mit vermeintlich überlegenen anderen Produkten verglichen. Fünf Jahre später domininiert die Watch den Markt und hat um sich herum ein ganzes Business aufgebaut. Mittlerweile gibt es zum Beispiel 425 unterschiedliche Armbänder, und das sind nur die, die Apple selbst verkauft hat.
Schaut man sich nur die aktuelle Hardware an, dann kann man mindestens drei Bereiche sehen, die ein ungeheures Potential haben.
- Dieses Jahr hat Apple auf zwei Geräten LIDAR-Sensoren eingebaut. Da war zunächste das ansonsten sehr schlanke Update vom iPad Pro 2018 auf das 2020er Modell. Nun folgen die iPhone Pro mit diesem Feature. Was macht Apple bisher damit? Ziemlich wenig. Und man kann davon ausgehen, dass Apple nicht einfach "nur so" einen zusätzlichen Sensor verbaut.
- Mit dem iPhone 11 hat Apple einen neuen Ultrawideband-Chip U1 eingeführt. Dann ist ein Jahr lang ziemlich wenig passiert. Jetzt kommt BMW mit Autos um die Ecke, die sich mit dieser Technologie aufschließen lassen. Das ist möglich, weil man sehr genau bestimmen kann, wo sich dieser Chip gerade befindet. In der Apple Watch 6 ist er jetzt auch. Damit könnte man also eines Tages einfach so ins Auto steigen, ohne einen Schlüssel mitzunehmen. Oder die Haustür aufmachen. Aber das ist nicht alles. Ultrawideband taugt auch für Datenübertragung jenseits von WLAN und Bluetooth. Wie wäre es mit Kopfhörern, die UWB statt Bluetooth verwenden?
- Jetzt Magsafe. Das klingt nach so wenig. Induktives Laden mit automatischer Zentrierung. Aber was wäre, wenn man das umdreht? Ich halte ein Zubehörteil auf der Rückseite des iPhones an einer Stelle und lade es vom iPhone aus. Zum Beispiel sowas wie AirPods. Dass das iPhone 12 sowas von der Hardware her kann, ist gerade diese Tage durchgesickert. Wer sagt denn, dass Magsafe auf das iPhone beschränkt bleibt?
Dieses zwischen den Zeilen lesen finde ich bei Apple immer besonders spannend. Bei jedem Briefing über ein neues Produkt schaue ich dem Apple-Mitarbeiter in die Augen und überlege, was der schon über die nächste Generation weiss. Das Unternehmen stolpert nicht von einem Produkt zum nächsten.
Comments
Laut Wikipedia ist Ultrawideband für Übertragungsraten bis 1.320 MBit/s gut. Das könnte dann auch die Lightning / USB-C Anschlüsse ersetzen.
Da wo man zwingend eine USB-Verbindung braucht, könnte man einen einen USB Ultrawideband Adapter anschließen und hat damit quasi eine wireless USB Verbindung.
Oder sogar kombiniert, Magsafe Ladeadapter mit integriertem U1 Chip. Das wäre dann auch die Lösung für Autos, die keine Qi Ladeschale haben und nur kabelgebundenes Carplay unterstützen.
Einerseits arbeitet Apple mit Durchhaltevermögen längerfristig und gleichzeitig würde ich mich bei Apple auch nie darauf verlassen, dass sie nicht doch auch Pläne, Technologien oder Produktfeatures wieder verwerfen, wenn ihnen dies besser erscheint. Und selbst wenn dies bei Dingen wie Anschlüssen stets einen großen Aufschrei mit sich bringt, scheint mir dies sinnvoll und bei Apple meist in einer guten Balance.
Magsafe wäre doch vermutlich auch optimal um diese AirTags (oder wie auch immer die heißen werden) zu laden. Oder vielleicht auch beides, laden am Magsafe Adapter und direkt am iPhone.
Eine naheliegende Nutzung des Lidar-Sensors wäre m.E. die Verwendung für den Portrait-Modus der Kamera. Damit müssten sich deutlich bessere Ergebnisse erzielen lassen, als mit der bisherigen Implementierung.
Das macht Apple auch schon bei den Nachtportraits.
"Bei jedem Briefing über ein neues Produkt schaue ich dem Apple-Mitarbeiter in die Augen und überlege, was der schon über die nächste Generation weiss."
Volker, Du scheinst mit den höheren Managementebenen von Apple außerhalb von Deutschland zu sprechen oder sehr optimistisch zu sein. Meine Erfahrung ist: Hier in Deutschland wissen die Mitarbeiter kaum mehr als die Kunden ... Das ist insbesondere im Enterprise-Bereich traurige Wahrheit.
Na, wie hoch weiß ich nicht. Aber sie können nur Englisch.
@Volker: So wie ich das verstanden habe aber nur für den Autofokus, nicht für die Tiefeninformation.
Ich glaube, für die Tiefeninformation ist die Auflösung zu gering.